Ein Superstar kehrt heim: Anna Netrebko feierte zum Auftakt der Osterfestspiele ein umjubeltes Comeback in Salzburg. Eine Geschichte von Larissa Schütz.
Die Osterfestspiele laufen wieder nach einem fulminanten Start am Wochenende. Das zweite Programm, das Intendant Nikolaus Bachler in Alleinverantwortung kreiert hat, ist ein Festivalprogramm mit leuchtenden Spitzen, das am Freitag mit Tanz begann, der Disziplin, die Bachler im vergangenen Jahr neu etabliert hat.
So wurde also atemberaubend und ergreifend zu Bachs „Johannes-Passion“ ins Festival getanzt. Das tatsächliche Highlight war allerdings die Opernpremiere von „La Gioconda“ am Samstag – in mehrerlei Hinsicht. Hatte sich Bachler letztes Jahr noch vorwerfen lassen müssen, Gutes von gestern aus München mitgebracht zu haben (die Tannhäuser Inszenierung von Romeo Castellucci aus dem Jahr 2017), so plante er für heuer einen richtigen Kracher: „La Gioconda“, eine echte Rarität, bisher nie in Salzburg aufgeführt und starbesetzt im Großen Festspielhaus.
Maria Callas hatte diesem Werk mit 23 ihren großen Durchbruch zu verdanken, heute taucht es so gut wie gar nicht mehr in den Spielplänen auf. Mit ein Grund warum das so ist, sind die überaus hohen Anforderungen an die Sänger. Doch Sänger, die derartiges im Kreuz haben kennt Bachler zuhauf und er hat es sich nicht nehmen lassen, die größten Namen darunter nach Salzburg zu bitten. Jonas Kaufmann, Luca Salsi und allen voran Anna Netrebko.
So großartig das Programm des Auftaktwochenendes auch daher kam, am Ende interessierte alle nur die eine Frage: wird die Netrebko ein großes Comeback an der Salzach feiern, oder nicht? Die Antwort lautet laut und deutlich: „Ja!“ Der russisch-österreichischen Sängerin wurde mangelnde Distanzierung vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine vorgeworfen, was sie zuletzt an vielen internationalen Häusern zur persona non grata machte. Schon bei der Programmankündigung im vergangenen Jahr hagelte es mit ihrem Engagement Kritik für Bachler. Doch daran erinnerte am Premierenwochenende nichts mehr, zumindest fast. Ein paar einzelne Demonstranten hatten sich am Samstag vor das Festspielhaus gestellt, Plakate hochgehalten und „no Netrebko“ gerufen, was im strömenden Regen und dem Andrang auf die ausverkaufte Vorstellung schnell unterging. Kurz nach ihrem ersten Auftritt auf der Bühne war klar: Anna ist zurück. Die Diva kennt ihr Publikum nach wie vor genau, weiß wie sie es mit Spielfreude und starkem Ausdruck um den Finger wickeln kann und wie man sich einen mit Bravos gespickten Zwischenapplaus abholt. Das war ohne Zweifel mehr als gerechtfertigt, denn egal wie man zu Netrebko als Person steht, sie ist eine der herausragendsten Sängerinnen unserer Zeit. Die Rolle der Gioconda genoss sie wie ein warmes Schaumbad, in das sich die Diva mit ihrer mittlerweile großen Stimme anmutig hineinlegen konnte. Ihre volle und samtige Mittellage konnte sie dabei perfekt ausspielen.
Ein bisschen was vom großen Schlussjubel für sie konnte der Intendant also auch auf sich beziehen. Der große Coup ist geglückt, Anna Netrebko ist erfolgreich an der Salzach rehabilitiert und die Sängerin kann in Salzburg in Zukunft quasi zweimal Geburtstag feiern. 2005 gelang ihr im Festspielhaus der große Durchbruch, 19 Jahre später an der selben Stselle das große Comeback.
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