Plan für 2-Meter-Büste

Radetzky-Denkmal sorgt für Wirbel in Salzburg

Salzburg
21.07.2025 18:00

Eine Büste aus Stein für den österreichischen Feldmarschall Graf Joseph Wenzel Radetzky soll beim Bahnhof der Gemeinde Anthering (Salzburg) aufgestellt werden. Das gefällt allerdings nicht jedem im Ort. Jetzt soll die Gemeindevertretung darüber abstimmen.

Wenn Alois Mühlbacher noch einmal die Wahl hätte, er würde anders entscheiden. Der Antheringer ÖVP-Bürgermeister war im Frühsommer 2024 erst wenige Wochen im Amt, da hatte er einen Lokalaugenschein beim Bahnhof. Eine Initiative will dort im Dezember eine Büste des österreichischen Feldmarschalls Graf Joseph Radetzky aufstellen.

Das Denkmal soll prominent am Rand des neuen Park&Ride-Parkplatzes, hier gerade in Bau, ...
Das Denkmal soll prominent am Rand des neuen Park&Ride-Parkplatzes, hier gerade in Bau, aufgestellt werden.(Bild: Tröster Andreas)

Mühlbacher befand die Idee damals für gut, auch wenn er betonte, er könne der Initiative nicht wirklich weiterhelfen. „Das war eine vermeintlich banale Geschichte. Heute denke ich anders“, betont Mühlbacher. Er habe sich mit der Geschichte beschäftigt, sich zu Radetzky Gedanken gemacht. „Ich bin der Meinung, man soll Historie zeigen dürfen, aufgrund aktueller Entwicklungen ist ein Mehrwert aber nicht mehr vorhanden.“

Idee und Umsetzungswunsch für das Denkmal kamen aus den Reihen des Radetzky-Ordens. Großmeister ...
Idee und Umsetzungswunsch für das Denkmal kamen aus den Reihen des Radetzky-Ordens. Großmeister des Ordens ist Helmut Naderer (2. von li.), Ex-Landtagsabgeordneter und Aufsichtsrat im Verkehrsverbund.(Bild: Roland Holitzky)

Ex-Politiker als Großmeister des Ordens
Eineinhalb bis zwei Meter hoch und aus Stein, so soll die geplante Büste den betagten Radetzky zeigen. Die Idee dazu hatte der Radetzky-Orden. Ein Verein, der an den Feldmarschall erinnern und ihn hochleben lassen will. Für Kosten und Umsetzung würde der Verein Sorge tragen. Großmeister des Ordens ist Ex-Landtagsabgeordneter und Polizist Helmut Naderer.

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Für mich ist mittlerweile der Mehrwert eines Denkmals weg. Ich will, dass das Wohl der Gemeinde am besten gefördert und nicht die Bürger gespalten werden. Mit dem Kenntnisstand von heute hätte ich wohl schon damals Nein gesagt.

Alois Mühlbacher, ÖVP-Bürgermeister Anthering

Grund für die geplante Büste ist die Schlacht am Walserfeld und Radetzkys Beitrag dazu. Die Kämpfe gegen die Franzosen hatten sich am 14. Dezember 1800 auch um Anthering zugetragen. Radetzky, damals Oberst unter dem Kommando von Feldmarschall-Leutnant Johann von Liechtenstein, sorgte mit seinen Soldaten vor Anthering dafür, dass die gegnerischen Truppen nicht weiter vordringen konnten. Das ist historisch unbestritten.

Radetzky und Anthering

  • Graf Johann Joseph Wenzel Radetzky von Radetz (1766 – 1858) war gerade 34 Jahre alt, als die Schlacht um das Walserfeld von 12. bis 14. Dezember 1800 um Salzburg tobte. Radetzky kämpfte unter dem Kommando von Johann von Liechtenstein.
  • Der junge Oberst selbst hatte vor Anthering das Kommando über zweieinhalb Regimente (in etwa 900 Soldaten). Damit konnte er die zahlenmäßig überlegenen Franzosen für mehrere Stunden abhalten.
  • Die Auseinandersetzung vor Anthering am 14. Dezember 1800 war aber keineswegs entscheidend für Schlacht oder Krieg.

„Junger Oberst und am Anfang der Karriere“
Die Rolle Radetzkys in den Kämpfen vor Anthering sei aber überschaubar. Das bestätigen auch Historiker. Allen voran der renommierte Salzburger Militärhistoriker Kurt Mitterer. „Radetzky war damals ein junger Oberst und am Anfang seiner Karriere“, so der ehemalige hochrangige Militär. „Seine Taten waren eine Notiz in den Kriegstagebüchern, aber nicht mehr und nicht weniger.“ Ein Denkmal für Radetzky in Anthering, das sei „definitiv überzogen“.

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Radetzky war damals ein junger Oberst unter Befehl von General Wolfskehl und Korpskommandant Liechtenstein. Sein Beitrag in der Schlacht am Walserfeld war nicht kriegsentscheidend. Ein Denkmal für ihn, das wäre überzogen.

Kurt Mitterer, Militärhistoriker und Oberst in Ruhe

Monika Wölflingseder hat den Stein und die Diskussion über das Denkmal überhaupt ins Rollen gebracht. Die Grünen-Gemeindepolitikerin ist im Protest gegen die Büste beim Lokalbahnhof bis zuletzt federführend. „Ich finde, in der heutigen Zeit ist ein Denkmal für einen Kriegsherren unangebracht. Wir brauchen Zeichen für Frieden und Solidarität.“ Auch die Antheringer SPÖ ist gegen die Büste.

Bürgermeister Mühlbacher hat für Mittwoch wegen der erstarkten Kritik eine Abstimmung über das Radetzky-Denkmal angesetzt. „Auch wenn wir als Gemeinde eigentlich keine Handhabe haben, da das Ganze ja auf Grund der Lokalbahn geplant ist“, so Mühlbacher. „Zum Wohl der Gemeinde soll aber endlich eine Entscheidung getroffen werden.“

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