Bizarrer Hintergrund

Jetzt verklagt „Öffi-Arzt“ die Wiener Linien

Wien
23.03.2024 06:30

Viele Jahre hat er Bus- und BIm-Fahrer untersucht, ob sie diensttauglich sind. Jetzt wurde ein Mediziner der Wiener Linien gefeuert. Wurde Druck ausgeübt, um schneller Lenker hinters Lenkrad zu bekommen? Die Verkehrsbetriebe widersprechen heftig.

Es klingt einigermaßen bizarr: Ein viele Jahre bei den Wiener Linien angestellter Arzt verklagt die Verkehrsbetriebe. Dr. Danut H. war dafür zuständig, Bus-, Bim- und U-Bahn-Fahrer zu bescheinigen, ob sie diensttauglich sind oder nicht. Neben Neueinsteigern im Job hatte der Mediziner, wie er sagt, auch altgediente Mitarbeiter zu untersuchen, ob sie nach längerem Krankenstand wieder fit sind.

Bis diesen Februar. Da wurde der 53-Jährige gefeuert. Ob zu Recht, das entscheidet jetzt das Arbeitsgericht Wien.

Nur 30 Minuten pro Patient?
Danut H. erklärt der „Krone“ die Gründe seines unfreiwilligen Abgangs so: Neuerdings hätte es immer mehr Druck von „oben“ gegeben, Patienten schneller abzufertigen. Ihm seien Zeitvorgaben nahegelegt worden, die er öfters nicht einhalten konnte: 30 Minuten pro Jobbewerber, 60 Minuten für  bereits angestellte Chauffeure.

„Das ist manchmal zu wenig für eine ordentliche Begutachtung“, sagt der Arzt. Ein mit Passagieren voll besetztes Fahrzeug zu steuern, ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Da müssten die Lenker gründlich überprüft werden, ob sie gesund genug für den Beruf sind. 

Auch seien ihm Teiltauglichkeits-Atteste untersagt worden, sagt der Gekündigte. Etwa dass Lenker mit Rückenproblemen nur in Niederflurzügen wie dem Ulf eingesetzt werden dürfen. Doch das wollte man nicht haben, so Danut H.  „Mein Mandant hat sich für die Gesundheit der Mitarbeiter eingesetzt. Das wird ihm nun zur Last gelegt“, erklärt sein Anwalt Johannes Bügler.

Wiener Linien widersprechen
Ist da was dran? Immerhin treten gewisse Engpässe beim Fahrdienst-Personal immer wieder auf.

Die Wiener Linien weisen die Anschuldigungen strikt zurück. „Zeitvorgaben für (medizinische) Gutachten gibt es nicht. Ausgemachte Termine sind natürlich aus Rücksicht gegenüber anderen Bewerbern einzuhalten“, so eine Sprecherin des Unternehmens.

Zitat Icon

Zeitvorgaben für Gutachten gibt es nicht

Sprecherin der Wiener Linien

Warum wurde er gekündigt?  „Es gab mehrere triftige, dienstrechtlich relevante Vorfälle“, heißt es. Details könnten aus Datenschutzgründen aber nicht genannt werden.  „Wir können versichern, dass niemand leichtfertig und ohne triftige Gründe gekündigt wird.“

Der Gerichtsprozess (Start am 16. April) wird spannend. 

Indes fahren die Verkehrsbetriebe aktuell eine Recruiting-Offensive, um neue Fahrer zu bekommen. Das betriebseigene Ärzteteam sei – trotz Abgang von Dr. Danut H. – entsprechend aufgestockt worden, heißt es. 

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