Religion einmal anders

Wie geistreiche Esel Kids Spiritualität vermitteln

Burgenland
23.03.2024 16:00

Morgen ist Palmsonntag. Eine bedeutende Rolle spielen dabei auch die Esel. Aber warum? Die Erstkommunionskinder aus dem burgenländischen Großhöflein haben es bei einem Besuch bei der „Pferdemarie“ in Antau erfahren.

Mit dem Palmsonntag beginnt im Christentum die Karwoche. An diesem Tag finden in allen katholischen Gemeinden des Landes Prozessionen statt, bei denen Priester die Palmkätzchen der Gläubigen mit Weihwasser segnen. Die Busche stehen symbolisch für jene Palmzweige, mit denen die Menschen dem Lukas-Evangelium zufolge vor mehr als 2000 Jahren Jesus jubelnd begrüßten, als dieser auf einem Esel sitzend in Jerusalem einzog. Bis ins zwölfte Jahrhundert ließen sich Geistliche am Palmsonntag auf Eseln durch die Pfarren tragen. Dann verschwand der Brauch mehr oder weniger.

Der nächste KISI-Club findet am 13. April von 10 bis 12 Uhr statt. (Bild: Petra Klikovits)
Der nächste KISI-Club findet am 13. April von 10 bis 12 Uhr statt.

In den Schuhen der Heiligen Familie
Religionslehrerin und Reittherapeutin Marie Wiemer aus Antau lässt diese Tradition im Rahmen ihrer KISI-Clubs wieder hochleben, indem sie Spiritualität durch Spiel, Gesang und Tanz kindgerecht begreifbarer macht. Weil bei den Clubs alle Mädchen und Buben herzlich willkommen sind, schauten neulich auch die Erstkommunionskinder aus Großhöflein vorbei. Und sie waren hellauf begeistert, als sie mit Wiemers Eseln „Berta“ und „Balu“, die auf ihrem Hof leben, Bibelgeschichten nachspielen durften.

Zuerst wurde mit „Berta“ jene Szene nachgestellt, als die schwangere Maria und ihr Verlobter Josef auf dem Esel zur Volkszählung nach Betlehem reiten. „Ich spiele die Maria!“, erklärte die achtjährige Mathilda Schlag im Brustton der Überzeugung und verschwand flugs unter einem rosa Schleier. „Dann will ich der Josef sein!“, rief Julian Hahnenkamp, schnappte sich Stock und Filzhut – „I steh auf Bergbauernbuam“ – legte zärtlich seinen Arm um seine Angetraute und half ihr auf den Rücken von Esel-Dame Berta. Ein lautes Gekicher ging durch die Menge.

Mathilda Schlag spielte die schwangere „Maria“, Julian Hahnenkamp ihren Verlobten „Josef“ (Bild: Petra Klikovits)
Mathilda Schlag spielte die schwangere „Maria“, Julian Hahnenkamp ihren Verlobten „Josef“
(Bild: Petra Klikovits)

Erst Jubel, dann Ächtung
Als das störrische Lastentier kurz aufstampfte, waren alle wieder ruhig und der Tross über imaginäre Hügel und Berge unterwegs in die Stallungen, die die Geburtsstadt des Jesu-Kindes symbolisierte. Kurz später lag der Gottessohn in Gestalt einer Puppe bereits in der Krippe. Das Windelwechseln übernahm der verkleidete Josef: „Wir modernen Männer schaffen das locker!“

Eine gefühlte Stunde später folgte die Inszenierung des Leidensweges Christi. Dafür schlüpfte Clemens Huber in die Rolle des erwachsenen Jesus und kraxelte auf Esel „Balu“. Ein berührendes Erlebnis für den Achtjährigen! Denn durch das Spiel wurde ihm bewusst, wie schnell die Stimmung der Menschen kippen kann. Ausgerechnet jene, die Jesus am Palmsonntag noch huldigten und ihn für den Befreier von den römischen Herrschern hielten, hatten ihn nur eine Woche später verurteilt und ihn ans Kreuz nageln lassen.

Clemens Huber als „Jesus“. (Bild: Petra Klikovits)
Clemens Huber als „Jesus“.
Nach der Auferstehung zeigte er sich zuerst Maria Magdalena. (Bild: Petra Klikovits)
Nach der Auferstehung zeigte er sich zuerst Maria Magdalena.

Ein Freund fürs Leben
In der heutigen Zeit ist das oft nicht anders, wenn allzu schnell Urteile über andere gefällt werden. Doch nicht nur das bewegte die Kinder. Auch „Balu“ tat es. Auf seinem Rücken hat der afrikanische Esel nämlich einen schwarzen Aalstrich – in Form eines Kreuzes.

„Der Legende nach wurde Jesus sein Leben lang von einem Esel begleitet, der ihm bis unters Kreuz folgte. Der Anblick seines Herrn am Kreuz machte ihn so traurig, dass er sich wegdrehte und die Sonne ein Kreuz-Zeichen auf seinen Rücken brannte“, erzählte Marie Wiemer. Da wurde den Kindern klar, welch treuer Freund ein Esel ist. Aus Dankbarkeit für diese Erfahrung gab es nicht nur Karotten für „Berta“ und „Balu“, sondern auch jede Menge Streicheleinheiten.

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