Der Bankenvorstand habe sich „nichts vorzuwerfen“, sämtliche Kredite für Signa seien ordnungsgemäß besichert worden, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Hypo Vorarlberg, Michel Haller, am Dienstag in Bregenz. Die tatsächliche Höhe der Ausfälle ist allerdings noch offen.
Der Hypo Vorstand trat nach Vorwürfen, die Bank habe leichtfertig Kredite an die Signa Gruppe vergeben, am Dienstag - vom Bankgeheimnis teilweise entbunden - an die Öffentlichkeit. Vorstandsvorsitzender Michel Haller sprach von „komplexen Sachverhalten“, die in den vergangenen Tagen offenbar „lückenhaft“ bis „falsch dargestellt“ worden seien. Dem wollte er nun entgegenwirken. Laut Haller war die Bank bereits seit den Nullerjahren mit der Signa Gruppe in Verbindung. Schon damals sind Projekt-Kredite vergeben worden, die auch vollständig zurückbezahlt wurden.
In den Jahren 2016, 2019 und 2021 wurden dann Kredite für drei große Immobilienprojekte vergeben - für „Kurfürstendamm 231“ in Berlin, Waltherpark in Bozen und „Mariahilf“ (Lamarr) in Wien. Haller betonte, dass die Hypo bei diesen Deals nur als „kleiner Partner“ im Rahmen eines Bankenkonsortiums aufscheine, die Hypo-Beteiligung habe dabei nur zwischen 12,5 und 18 Prozent des Finanzierungsvolumens betragen.
Zu den Vorwürfen, die Hypo würde nicht in den Grundbüchern aufscheinen und damit über keine Sicherheiten verfügen, erklärte Haller, dass bei solchen Geschäften nur der Konsortialführer aufscheine - aber stellvertretend für alle beteiligten Bankinstitute.
47,3 Millionen für Privatstiftung
Neben diesen Großprojekten beteiligte sich die Hypo auch noch an anderen Deals mit der Signa Gruppe, zum Beispiel am „Chalet N“ in Lech (mit 20,8 Millionen Euro Pfandrechten besichert) - in diesem Fall sei die Hypo auch im Grundbuch zu finden. Bei zwei weiteren Projekten sei die Hypo mit Pfandrechten von 4,1 und 5,2 Millionen Euro eingetragen. Die Kreditvergabe für die „Familie Benko Privatstiftung“ beläuft sich auf 47,3 Millionen Euro, als Sicherheit wurden zehn Prozent der Gesellschaftsanteile vereinbart. Wie Haller ausführte, habe die Bilanz der Stiftung zum Zeitpunkt der Kreditentscheidung im Jahr 2020 ein Ergebnis von 102 Millionen Euro ausgewiesen. Der Fremdkapitalanteil sei gering gewesen. Zwar räumt Haller ein, dass bei „guter Bonität“ auch Kredite vergeben werden können, die gar nicht besichert sind, das sei hier aber nicht der Fall gewesen.
Zu den 131 Millionen Euro, die in den vergangenen Tagen immer wieder als „ausgefallen“ kolportiert worden sind, erklärte der Banker bereits letzte Woche, dass „ausgefallen“ nicht mit „unbesichert“ verwechselt werden sollte. Die Darstellung der Österreichischen Nationalbank vom November 2022, wonach 61 Prozent des damals an die Signa-Gruppe vergebenen Kreditausmaßes der Hypo Vorarlberg unbesichert gewesen sein sollen, „können wir nicht nachvollziehen“, betonte Haller. Er kenne diese Zahlen nicht.
Bis zur Konkurseröffnung wurden alle Verpflichtungen vonseiten der Signa Gruppe eingehalten. Nicht alle Gesellschaften sind insolvent.
Michel Haller
Wie hoch wird der Ausfall wirklich sein?
Wie viel Geld der Bank nun aber durch die diversen Konkurse im Signa-Seifenblasen-Palast entgehen wird, ist noch ungewiss, denn was die diversen Pfandrechte, Gesellschaftsanteile etc. tatsächlich einbringen, wird erst bei der Verwertung sichtbar. Haller jedenfalls beteuerte am Dienstag auf Nachfrage, dass die Entscheidungen zu den Signa-Krediten zum jeweiligen Zeitpunkt gerechtfertigt gewesen seien - auch wenn er diese aus heutiger Sicht natürlich „lieber nicht vergeben hätte“.
Gröbere finanzielle Konsequenzen fürchtet er jedenfalls nicht, auch die Dividende sei gesichert.
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