Salzburg verbuchte 2023 österreichweit die niedrigste Arbeitslosenquote, die lag im Vorjahr bei nur 3,8 Prozent. Vom AMS über die Arbeiterkammer bis zur Wirtschaftskammer ist man sich dennoch einig: unbesetzte Posten sind das größte Problem.
Jacqueline Beyer hat gut lachen: Salzburgs Chefin des Arbeitsmarktservice blickt auf eine Arbeitslosenquote 2023 von nur 3,8 Prozent zurück. Österreich-Topwert vor Tirol (3,9%).
Am Ende ihrer Arbeit ist die Dame vom AMS deswegen nicht angelangt. Die Herausforderungen am Arbeitsmarkt scheinen stetig komplexer zu werden. Und überhaupt: Für die Betroffenen ist der Status der Arbeitslosigkeit zwar ein riesiges Problem. Aus wirtschaftlicher Sicht werden jedoch die vielen offenen Stellen zum Dilemma: „Noch immer gibt es im Bundesland mehr offene Stellen als arbeitslos vorgemerkte Personen“, erzählt Bayer.
Und: „Von den durchschnittlich 10.712 arbeitslosen Personen haben 2.696 Personen bereits eine Einstellzusage. Wiederum 2.483 Personen haben gesundheitliche Einschränkungen. Jener Personenkreis, der sofort der Vermittlung zur Verfügung steht, wird somit immer kleiner.“
In den vergangenen 20 Jahren sind in Salzburg 26.000 Menschen mehr weg- als zugezogen. Da ging enorm viel Potenzial verloren.
Peter Eder
Nur bei der Arbeitszeit spalten sich die Geister
Peter Buchmüller spricht anhand von WKS-Daten sogar von über 19.000 offenen Stellen in Salzburg. Demnach gibt es doppelt so viel unbesetzte Posten wie Arbeitslose.
Laut unseren Erhebungen gab es in Salzburg 2023 im Schnitt 19.000 offene Stellen. Die Zahl der Arbeitslosen ist weitaus geringer.
Peter Buchmüller
„Sollte die Wirtschaft im zweiten Halbjahr wieder anspringen, brauchen wir noch mehr Arbeitskräfte“, fürchtet der Wirtschaftskammer-Boss. Wegen des demografischen Wandels – es gehen jährlich mehr Personen in Pension als neu in den Arbeitsmarkt kommen – dürfte die Lücke am Arbeitsmarkt mittelfristig noch größer werden.
Würde man nur ein Prozent der Älteren zur Arbeit bewegen können, stünden dem Arbeitsmarkt 3000 Leute mehr zur Verfügung.
Jacqueline Beyer, AMS
Umso ärgerlicher für Arbeiterkammer-Präsident Peter Eder ist, dass Salzburg tausende Personen durch Wegzug verloren hat, Potenzial liegen hat lassen. Eder macht hohe Wohn- und Lebenshaltungskosten im Bundesland ebenso verantwortlich wie unzureichende Kinderbetreuungsangebote.
Über die vielen Maßnahmen, wie man mehr Arbeitskräfte nach Salzburg lotst, herrscht von der AK bis zur WKS Einigkeit. Nur beim Thema Arbeitszeit gehen die Meinungen auseinander. Eder (AK) tritt für eine Arbeitszeitverkürzung ein, will Buchmüller (WKS), dass mehr und länger gearbeitet wird.
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