Im Falle eines breitflächigen Stromausfalls in der Stadt stellen die Wiener Linien ihre Passagiere auf die Straße. Sie müssen dann alleine nach Hause finden. Das sorgt für Kritik, weil die Verkehrsbetriebe einen gesetzlichen Beförderungsauftrag haben.
Eine neue Dienstanweisung sorgt für Aufregung bei Mitarbeitern der Wiener Linien. Im Falle eines großen flächendeckenden Stromausfalls müssen die Buslenker die Fahrgäste an der nächsten Haltestelle aus dem Fahrzeug hinauskomplimentieren, den Bus in die Betriebsgarage bringen und den Fahrbetrieb für diesen Tag einstellen.
Das heißt: „Ob gebrechliche Menschen, Schüler oder Mütter mit Kindern, sie alle stehen auf der Straße und kommen nicht nach Hause. Dabei sind die Wiener Linien Teil der kritischen Infrastruktur und haben einen gesetzlichen Beförderungsauftrag“, meint ein Betroffener.
Die Verkehrsbetriebe erklären die Anweisung auf „Krone“-Anfrage so: „Da bei einem Blackout die Ampeln ausfallen und der Verkehr nicht geregelt wird, können einerseits die Busse ihre Routen nicht mehr fortsetzen, andererseits ist eine sofortige Einziehung der Busse zur Vorbereitung der nächsten Maßnahme erforderlich.“
Erst am Folgetag wird laut Aushang ein Notbetrieb eingerichtet. „Stellen Rettung und Polizei beim Blackout auch stundenlang den Betrieb ein? Das ist absurd“, so ein langjähriger Chauffeur. „Wir sind alle in der Straßenverkehrsordnung geschult und kennen die Regeln, wenn eine Ampel ausfällt.“
Stellen Rettung und Polizei beim Blackout auch stundenlang den Betrieb ein? Das ist absurd.
Ein langjähriger Buslenker
Die Schlüsselfrage ist, ob ein großer Stromausfall tatsächlich unter „höhere Gewalt“ fällt. Bei „höherer Gewalt“ sind die Wiener Linien nicht verpflichtet, Fahrgäste zu transportieren. Das sehen die Beförderungsbedingungen des Unternehmens so vor.
Notstrom für U-Bahn und Bim
Während die Dieselbusse nicht am Stromnetz hängen, gehen U-Bahn und Bim beim Blackout schnell der „Saft“ aus. Jedoch sorgen Notstromgeräte dafür, dass die Fahrgäste die nächste Station erreichen und aussteigen können.
„Mit dem Notstrom würden die Aufzüge bis zur nächsten Ebene fahren und sich automatisch öffnen, U-Bahnen bis in die nächste Station rollen. Das Licht in den Stationen würde weiterhin brennen. Auch die für das System unbedingt notwendige Nachrichten- und Signaltechnik sowie die Durchsagen der Leitstelle würden weiterhin funktionieren“, heißt es von der Wiener Linien.
Käme es nicht zu einem Totalausfall, sondern „nur“ zu einem Stromengpass, müssten die Verbraucher nach und nach vom Netz getrennt werden. Die Wiener Linien würden in diesem Fall so lange wie möglich mit Strom versorgt werden (Versorgungsauftrag). Bei einem fortgeschrittenen Notstand, wenn der Strom in großen Teilen der Stadt abgeschaltet wird, würden zuerst die Straßenbahnen und die U6 eingestellt, sagen die Verkehrsbetriebe. Die Busse könnten länger weiterfahren bzw. mittels Notstrom betankt werden.
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