Zu einem Ort des „Nicht Vergessens“ wurde die ehemalige Kanzlei von Gauleiter Hofer im Landhaus. Landeshauptmann Anton Mattle führte die „Tiroler Krone“ durch die aktuelle NS-Ausstellung.
Das Neue Landhaus in Innsbruck ist Tirols größter verbliebener NS-Bau. Nach Ende des Krieges und der Nazi-Diktatur wurde das Objekt rund 75 Jahre nahtlos als Landesverwaltungsgebäude weiterbenutzt, ohne dass seine belastende Vergangenheit aufgearbeitet wurde. Bis zum Jahr 2020 herrschte in dieser Sache ziemlicher Stillstand und Schweigen.
Frühere Gauleiter–Kanzlei nun ein Ort des Erinnerns
Bis die von der vorigen Tiroler Landesregierung eingesetzte Historikerkommission den von Historiker Christian Mathies und Architekturhistorikerin Hilde Strobl verfassten Bericht vorlegte, in dem auch zahlreiche Maßnahmen zum Umgang mit dem ungeliebten und ungewollten „Erbe“ vorgeschlagen wurden. So kann man unter anderem noch bis zum 4. Mai 2024 im Landhaus die temporäre Ausstellung „Vom Gauhaus zum Landhaus“ und etliche weitere Rahmenveranstaltungen zu dieser besuchen.
Seit ihrer Eröffnung am 4. Oktober des Jahres haben bereits mehr als 2500 Menschen diese großteils multimedial konzipierte Auseinandersetzung dieser dunklen Seite unserer Geschichte aufgesucht.
Laut aktuellen Studien gerät das Wissen um die Gräuel der Nazi-Diktatur gerade bei der Jugend in Vergessenheit. Jetzt benötigen wir Instrumente, wie diese Ausstellung, um diese Zeit eindringlich im Bewusstsein zu halten.
LH Anton Mattle
Bild: Christof Birbaumer
Ein permanenter Ort der Erinnerung hingegen wird die ehemalige Kanzlei von Gauleiter Hofer bleiben, welche im Rahmen der Ausstellung als „Raum 3“ tituliert ist. Hofer richtete sich seine Kanzlei, wie konnte es auch anders sein, ganz im traditionellen „Tiroler Stil“ ein. Die Eichenbalken an der Holzdecke ließ er mit einer Auswahl von NS-Symbolen verzieren – vom Hakenkreuz, über den Totenkopf bis zum Eichenlaub. Bis auf die verzierte Decke, an welcher die Hakenkreuze entschärft wurden, erinnert heute nichts mehr an Hitlers Statthalter für Tirol und Vorarlberg. Nun werden in „Raum 3“ Fragen zur gesellschaftlichen Verantwortung im Nationalsozialismus aufgeworfen. Vier Täterbiografien und zwölf Geschichten von Menschen, die mit dem Gebäude in Verbindung stehen und von Bediensteten des Landes erzählt werden, bieten Einblicke in den Verwaltungsalltag und den Umfang der Verbrechen.
„Die Gräuel der Nazi-Zeit geraten ins Vergessen“
Landeshauptmann Anton Mattle, der die „Tiroler Krone“ durch die Ausstellung führte, sagte anschließend: „Laut aktuellen Studien gerät das Wissen um die Gräuel der Nazi-Diktatur gerade bei der Jugend in Vergessenheit. Jetzt benötigen wir Instrumente, wie diese Ausstellung, um diese Zeit eindringlich im Bewusstsein zu halten. Man muss aber auch immer wieder aufzeigen, warum es dazu gekommen ist, denn gerade schwierige Zeiten benötigen eine resiliente, eine starke Demokratie.“
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