Geht es nach Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), sollen Ärzte und Ärztinnen künftig keine bestimmten Arzneimittel, sondern nur noch Wirkstoffe verschreiben dürfen. Die Wiener Ärztekammer sieht darin ein unterschätztes Sicherheitsrisiko.
„In meinem beruflichen Alltag als Allgemeinmedizinerin erlebe ich es immer wieder, dass unterschiedliche Medikamente mit demselben Wirkstoff aufgrund anderer Zusatzstoffe unterschiedlich gut vertragen werden. Als Ärztin, die ihre Patientinnen und Patienten teils seit vielen Jahren kennt, überlege ich mir daher ganz bewusst, welche Medikamente ich verschreibe (...)“, führt die Vizepräsidentin und Obfrau der Kurie, Naghme Kamaleyan-Schmied, in einer Aussendung aus.
Verwechslungsgefahr steigt
Zudem gibt sie zu bedenken, dass vor allem ältere Patientinnen und Patienten mitunter stark verunsichert reagieren würden, wenn sich in der Zusammenstellung ihrer Medikamente etwas ändere. „Das geht so weit, dass Patientinnen und Patienten völlig aufgelöst zu mir in die Ordination kommen und zutiefst verunsichert sind, weil ihre Herztablette jahrelang rosa war und dann plötzlich blau ist (...).“ Wenn sich das gewohnte Aussehen oder die Namen der Tabletten geändert hätten, könne es zu Verwechslungen kommen.
Dass Ärztinnen und Ärzte künftig nur noch Wirkstoffe verschreiben dürfen sollen, ist Teil der aktuell laufenden Verhandlungen zwischen Bund und Ländern sowie der angekündigten Gesundheitsreform. Damit soll es fortan den Apotheken überlassen werden, welches Medikament sie ausgeben. Tatsächlich ist es bereits jetzt möglich, dass Apotheken ein anderes Medikament mit demselben Wirkstoff ausgeben, wenn das verschriebene beispielsweise erst bestellt werden müsste.
Schritt gegen Medikamentenmangel
Bei den Plänen der Regierung handelt es sich um einen Schritt gegen Medikamentenmangel. Zudem soll, wie berichtet, ein Wirkstofflager für den Winter errichtet werden. Die Ärztekammer und das Gesundheitsministerium haben derzeit mehrere Streitpunkte, unter anderem die Vergabe von Kassenstellen und eine nicht geplante Begutachtung der Reformpläne. Für diesen Freitag ist ein Krisentreffen von Minister Rauch und Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart geplant.
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