Beatrix Hengstberger brachte kürzlich ihren vor Schmerzen stöhnenden Mann Arnold ins Spital. „Ohne E-Card geht gar nix“, hieß es dort allerdings zunächst. Sogar mit der Polizei wurde der immer emotionaler werdenden Frau gedroht. Klinik sowie NÖ Landesgesundheitsagentur relativieren.
Kreidebleich klagte Arnold Hengstberger aus Niederösterreich über massive, schneidende und krampfartige Bauchschmerzen. Ein Darmverschluss drohte, und so fuhr seine Frau Beatrix mit ihm in die Notaufnahme des Spitals Horn im Waldviertel. Sie ließ den Wagen mit offenen Türen vor dem Eingang stehen, um ihren kurz vor dem Kollaps befindlichen Mann sofort den Ärzten zu übergeben. Aber Fehlanzeige!
„Er löste keine Reaktion beim Personal aus, obwohl er sich vor lauter Schmerzen kaum noch am Sessel halten konnte“, schildert die Schulleiterin entsetzt. „E-Card bitte!“, sei die lapidare Antwort auf ihre Bitte gewesen, ihrem Mann rasch zu helfen. „Ohne E-Card geht gar nix“, hieß es von der Frau am Schalter auf den mehrfachen Hinweis, dass es sich um einen Notfall handle, weiter. Hengstberger lief zurück zum Auto, um die Karte zu holen.
Anderen Patienten vorgezogen
In diesen 30 Sekunden sei ein nachfolgender Patient vorgezogen worden. „Ich legte die E-Card trotzdem zum Schalter. Diese wurde mir prompt zurückgeschleudert. Daraufhin rief ich sehr laut: ,Mein Mann braucht Hilfe!’ – In der Hoffnung, dass sonst noch jemand anwesend sein würde, der nun endlich aktiv wird“, schildert die Frau. Einzige Reaktion einer Dame, die vermutlich Ärztin war und aus dem Nebenraum auftauchte, sei gewesen: „Na, haben wir uns schon beruhigt?“ Das ließ die Schulleiterin nur noch emotionaler und energischer nach der medizinischen Hilfe für ihren Mann fordern – so sehr, dass man ihr sogar mit der Polizei drohte!
„Dass man die Bürokratie über das Wohl eines Menschen stellt ...“
Bis eine weitere Frau sich zum Schalter setzte, die E-Card nahm und für die ersehnte Behandlung und Deeskalation sorgte. Nach wenigen Stunden Behandlung konnte Beatrix ihren Arnold – der vor lauter Schmerzen nicht einmal mitbekam, dass ihn seine Frau im Spital noch länger begleitete – aus der Klinik wieder beschwerdefrei mitnehmen. „Dass man die Bürokratie über das Wohl eines Menschen stellt, schockiert mich zutiefst“, meint die Pädagogin. Und auch, dass die NÖ Landesgesundheitsagentur (LGA) nach der Konfrontation nur Ausflüchte suche.
Schwerwiegende Fehlbehandlungen vermeiden
Der Klinikbetreiber hält indes fest, dass die E-Card – soweit freigegeben – Zugang zu wichtigen medizinischen Daten gebe und vor allem eindeutig die Identität sicherstelle. Damit könne man schwerwiegende Fehlbehandlungen vermeiden. In diesem Fall wären Versorgung und Datenerfassung gleichzeitig rasch und professionell eingeleitet worden.
„Das gesamte Team war um eine schnelle und bestmögliche Versorgung des Patienten bemüht und die Behandlung konnte erfolgreich durchgeführt werden“, betont der ärztliche Leiter des Klinikums, Direktor Reinhold Klug. „Aber es ist uns bewusst, dass Notfallsituationen mit großem Stress und emotionaler Belastung für Angehörige verbunden sein können. Dennoch möchten wir betonen, dass unsere Mitarbeitenden im Aufnahmebereich unter Hochdruck und mit größter Sorgfalt an mehreren Punkten gleichzeitig arbeiten, um eine möglichst rasche medizinische Versorgung sicherzustellen – auch wenn dieser Ablauf für Außenstehende nicht immer unmittelbar ersichtlich ist.“
Sehen Sie hier das Ergebnis unserer Frage des Tages zum Thema:
„Das Pflegepersonal ist in der Nacht sowohl für die Patientenbetreuung als auch für die Aufnahme zuständig. Viele Aufgaben laufen parallel im Hintergrund und sind von außen nicht sofort erkennbar. In der konkreten Situation war ein ruhiger Dialog kaum möglich, da sich die Angehörige sehr aufgebracht zeigte“, betont die LGA, dass sich die Mitarbeiter um wertschätzende Kommunikation bemühen würden.
„Angehörige beschimpfte das diensthabende Personal“
Die wertschätzende Kommunikation werde aber auch vom Gegenüber erwartet. „Die Angehörige zeigte sich sehr emotional und beschimpfte das diensthabende Personal. Unsere Mitarbeiter sind darin geschult, auch in schwierigen Situationen professionell zu bleiben und auf Deeskalation hinzuarbeiten. Als sich eine Mitarbeiterin bedroht fühlte, wurde Frau Hengstberger zur Beruhigung aufgefordert – mit dem Hinweis, dass andernfalls die Polizei verständigt werden müsse“, betont die Landesgesundheitsagentur.
Bei Not- und Akutfällen sei es wichtig, den Notruf 144 zu kontaktieren, damit die Rettungskette geordnet anlaufen und den Betroffenen rasch und richtig geholfen werden kann.
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