Besuch im Gleisgarten

Bier & Kulinarik unter Palmen in der alten Remise

Wien
02.11.2023 11:08

Es hat länger gedauert als geplant, aber seit Oktober hat sie endlich offen: Die Rede ist von Wiens erster Foodhall (oder Gastro-Markthalle, was allerdings nicht ganz so sexy klingt). Nach Londoner Vorbild wird in der ehemaligen Remise der Badner Bahn an der Eichenstraße in Meidling neben Bier aus der hauseigenen Brauerei, ausgewählten Weinen und Cocktails unter anderem BBQ, asiatische, italienische, marokkanische und griechische Kulinarik angeboten. Wir haben dem neuen Hotspot der Bundeshauptstadt einen Besuch abgestattet und mit Betreiber Felix Bollen über die ambitionierten Pläne für den Gleisgarten gesprochen.

Vom Texas-BBQ bis hin zu römischer Pinsa reicht die kulinarische Auswahl im Gleisgarten. Zu den Gastro-Ständen zählen Papa Duck (japanische Küche), Iris (moderne griechische Küche), Ragazzi, Pinsa!, Gnaoua (Cous-Cous & Co), Trixie Kiddo’s (Texas BBQ) und das Sajado (Asia-Küche). Jedes Lokal bietet ein Gericht für unter 10 Euro an, die weiteren Preise bewegen sich zwischen 10 und 20 Euro für ein Hauptgericht.

Der Heurigen ist vorerst noch leer geblieben. Außerdem gibt es einen sogenannten Local Hero, der alle vier Wochen wechselt, um innovativen, jungen Köchen in einer voll eingerichteten Küche die Möglichkeit zu geben, neue Ideen auszuprobieren und den Gästen zu präsentieren, erklärt der jungen Betreiber, Felix Bollen, beim „Krone“-Lokalaugenschein.

Für das Essen der unterschiedlichen Restaurants, die sich im Gleisgarten in sogenannten Food Shacks einquartiert haben, muss man sich anstellen. Ist die Bestellung aufgegeben, bekommt man einen Buzzer in die Hand gedrückt, der dann vibriert, wenn die Speisen abholbereit sind. Hier besteht angesichts teils langer Wartezeiten beim Bestellen noch Optimierungsbedarf, Jungunternehmer Bollen kündigt im Gespräch mit der „Krone“ eine Bestellfunktion per App an.

Brauerei als Herzstück der Halle
Bollen, der zweite Deutsche des Betreiber-Quartetts, Anton Borkmann, und die beiden Italiener Michele Tieghi und Andrea Ferrario, haben sich in London in der Schule kennengelernt. Seit fünf Jahren betreiben die Jungunternehmer erfolgreich eine Brauerei in London in der Foodhall Mercato Metropolitano. So ist auch das Herzstück der Halle in Meidling die eigene Brauerei. Hier wird seit Kurzem vor den Augen der Gäste das „Vienna Kraft“ getaufte hauseigene Bier gebraut.

Bis zu 250.000 Liter Gerstensaft sollen jährlich frisch aus dem Tank serviert werden, verrät Bollen. Das Bier werde weder in Flaschen noch Dosen abgefüllt - man gibt sich betont modern und nachhaltig und will dies auch beim Bier sein. Vier unterschiedliche Biersorten sollen demnächst ausgeschenkt werden: Ein Helles, ein Pils, ein Zwickl und ein Dry Hop IPA. Das „Einstiegsbier“, wie es der junge Deutsche nennt, kostet dabei stets 4,90 Euro (für ein Krügerl).

Der Ansturm in der Eichenstraße seit dem Grand Opening am 19. Oktober ist jedenfalls enorm und hat selbst die Betreiber der ersten Foodhall in Wien überrascht, wie Bollen gesteht. Ungewöhnlich für eine Gastro-Location mussten deshalb auch Securities eingestellt werden, die die Anzahl der maximal 900 Gäste, die im Gleisgarten erlaubt sind, ganz genau im Auge behalten. Am Abend stehen Besucher derzeit also schon mal draußen Schlange, bis drinnen wieder Platz frei geworden ist.

Bäume in alten Arbeitsschächten
Für die neue Halle wurde die 1907 erbaute Remise runderneuert, die Architektur blieb jedoch erhalten. Auffällig sind mehrere große Bäume in der 1.500 Quadratmeter großen Halle. Für die Palmen und Olivenbäume werden die alten Arbeitsschächte der ehemaligen Badner-Bahn-Remise unter den Gleisen genutzt. In diese wurden die Bäume eingepflanzt und nun mittels Computersystems bewässert, erklärt Bollen bei unserem Besuch stolz.

Eine weitere Besonderheit im Gleisgarten, die gerade in Österreich, nicht nur auf Gegenliebe stoßen dürfte: Der Gleisgarten ist zu 100% bargeldlos. Sollten Gäste aber mit Bargeld angereist sein, besteht die Möglichkeit, dieses vor Ort in eine sogenannte Gleis//Karte umzuwandeln, die dann beim Verlassen wieder zurückgetauscht werden kann, betont Bollen auf Nachfrage. Zudem akzeptiere man sämtliche gängigen Kartenzahlungen.

Ambitionierte Zukunftspläne
Kleinkind-Tanzgruppen am Morgen, Yoga-Klassen am Vormittag, Büroarbeiter, die mittags ihre Meetings abhalten sowie Studenten, Familien und Freunde, die sich am Nachmittag treffen: Das alles und noch viel mehr haben die Betreiber im Kopf. Die frühere Remise soll mit Kunst und Kultur bespielt werden, und auch Angebote für Familien sind angekündigt. Für den noch nicht fertiggestellten Gastgarten ist zudem ein Spielplatz für die jungen Gäste in Planung. Außerdem soll es regelmäßig Markttage geben, darunter etwa auch einen Weihnachtsmarkt. Händler können dann in der Halle ihre Waren, etwa Schmuck oder auch Kleidung und Kunst sind hier vorstellbar, feilbieten.

Es sind ambitionierte Pläne, das steht fest. Wie es mit der konkreten Umsetzung aussieht, bleibt abzuwarten. Jetzt gilt es erst einmal, das vorhandene Angebot auf das versprochene hohe Niveau zu heben und dort zu halten. Die zahlreichen Vorschusslorbeeren muss sich der Gleisgarten erst einmal verdienen. Wir Wiener sind bekanntlich nicht leicht zufriedenzustellen ...

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