Wien und OÖ

Drei Morde binnen 19 Stunden erschüttern das Land

Wien
06.10.2023 20:00

Gleich drei Messer-Morde innerhalb der letzten 19 Stunden erschüttern derzeit ganz Österreich. Vier Menschen kamen dabei ums Leben. Zwei Fälle ereigneten sich in Wien und ein Fall in Oberösterreich. Die „Krone“ hat nun alle neuen Details zu den schrecklichen Bluttaten zusammengefasst.

Die erste Bluttat sorgt in der beschaulichen Siedlung im Süden Wiens für tiefe Erschütterung. Mit einem Großaufgebot rückten Donnerstagnachmittag die Einsatzkräfte in der Wagner-Schönkirch-Gasse in Liesing an, auf einer Wiese landete der Rettungshelikopter. Der Alarmierung ging der Fund eines kryptisch formulierten Abschiedsbriefes voraus. „Es hat keinen Sinn mehr“, steht dort geschrieben, unterzeichnet von Peter M. und seiner Alina. Doch das Schriftstück wirft Fragen auf.

Geldprobleme als Motiv?
Vor knapp einem Monat bezog das Pärchen eine schmucke Doppelhaushälfte - Kaufpreis: knapp eine Million Euro! Geld, das M. offenbar nicht aufbringen konnte. Donnerstagmittag hätte es vor Ort zur Aussprache mit dem Verkäufer kommen sollen. Doch dazu kam es nicht mehr. Der 63-Jährige fasste einen teuflischen Plan. Er deponierte den Brief in einem Auto und informierte seinen Neffen. Dann griff er zu einem Küchenmesser und riss damit seine 34-jährige Partnerin aus dem Leben. Beim Versuch, sich ebenfalls das Leben zu nehmen, scheiterte er jedoch. Der Pensionist und passionierte Pokerspieler wurde schwer verletzt neben der Leiche der 34-jährigen Rumänin entdeckt.

Feuerwehr hievte Verletzten aus 1. Stock
Es dauerte über eine Stunde, bis der Wiener vom Notarzt stabilisiert und durch ein Fenster im ersten Stock in den Hubschrauber verfrachtet werden konnte. Für seine Alina kam allerdings jede Hilfe zu spät. Ob die noch relativ junge Frau von den (selbst-)mörderischen Gedanken des Mannes wusste, war vorerst völlig unklar. Sie hatte den Brief zwar ebenfalls unterschrieben, war der deutschen Sprache dem Vernehmen nach aber nur eingeschränkt mächtig.

Das ist der Tatort in Wien-Liesing:

„Hund war völlig in Blut getränkt“
„Als sich die Feuerwehr Zutritt zu dem Haus verschaffte, kam mir der Hund der Nachbarn entgegen. Er war völlig in Blut getränkt“, schildert Harry Hochmeister bei einem „Krone“-Lokalaugenschein. Das Shih-Tzu-Weibchen wurde der Tierrettung übergeben. „Wir leben ja praktisch im selben Haus. Es ist unfassbar, was hier passiert ist.“ M., Vater eines erwachsenen Sohnes, ringt indes im AKH mit dem Tod. Hochmeister: „Es bewahrheitet sich immer wieder - man kann in die Menschen einfach nicht hineinschauen.“

Zweiter Mordfall in Wien
Der zweite Mordfall in Wien spielte sich in Leopoldstadt ab. Eine junge Frau bricht schluchzend zusammen, fünf kräftige Männer versuchen sie zu stützen, setzten sie auf einen Sessel direkt vor dem Polizei-Absperrband. Doch es ist sichtlich unmöglich, sie zu beruhigen. „Das ist die Tochter“, sagen geschockte „Schaulustige“, die sich an diesem Freitag vor dem Eingangstor zum Wohnbau am Mexikoplatz 20 in Wien-Leopoldstadt in Scharen versammelt haben. Julia (Name geändert) und ihre beiden Brüder haben an diesem Oktobermorgen mit einem Schlag beide Elternteile verloren.

Ihr eigener Vater soll die Mutter der drei erwachsenen Kinder mit zig Messerstichen in der gemeinsamen Familienwohnung niedergemetzelt und sich dann selbst getötet haben. Es war 9.18 Uhr, als bei der Wiener Polizei der Notruf einlangte. Besorgte Verwandte wählten ihn, nachdem die 54-jährige Österreicherin mit türkischen Wurzeln nicht erreichbar war. Kurz darauf stürmten Beamte der Spezialeinheit WEGA die Wohnung und machten die furchtbare Entdeckung.

Die Spurensicherung in Wien-Leopoldstadt läuft weiter auf Hochtouren:

Mordverdächtiger stürzte sich aus zweitem Stock
Die Frau lag blutüberströmt auf dem Boden vor einem geöffneten Fenster im zweiten Stock. Neben ihr ein Küchenmesser und die Familienkatze. Die Suche nach dem Ehemann (64) war rasch beendet - ein Blick nach unten in den Innenhof brachte Gewissheit. Der Mordverdächtige lag leblos auf dem kalten Asphalt. „Notärzte haben noch versucht, ihn zu reanimieren“, erzählt eine Nachbarin. Doch es war vergebens.

Zitat Icon

Ich habe Metin jeden Tag beim Spazieren gehen getroffen. Er war ein sehr netter Mann, immer freundlich. Ich weiß nicht, was am Freitag in ihn gefahren ist.

Osman (67), ein Bekannter des Täters

„Wollte sich scheiden lassen“
Wieso die dreifache Mutter letztlich sterben musste, darüber wurde gestern viel spekuliert. Die 54-Jährige war noch berufstätig, während ihr um zehn Jahre älterer Ehemann seine Pension mit Spaziergängen im Park am Mexikoplatz verbracht haben soll. „Sie wollte sich von ihm scheiden lassen“, erzählen einige - ihr Todesurteil? Klarheit soll der auf Türkisch verfasste Abschiedsbrief bringen. „Ich kann mir nicht vorstellen, was Metin zu dieser Tat getrieben hat“, sagt ein Freund traurig. „Ich bin sprachlos.“

Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Suizid-Gedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Telefonnummer 142. Weitere Krisentelefone und Notrufnummern finden Sie HIER.

Dritter Mordfall in Oberösterreich
Das dritte Morddrama spielte sich in Oberösterreich ab. Das beschauliche Geretsberg im Innviertel war Donnerstagabend Schauplatz der grässlichen Bluttat. Eine 24-jährige Pflegerin - eigentlich ein Mann, der sich als Frau definiert - aus der Slowakei soll einen 82-Jährigen, den sie schon längere Zeit betreut hatte, erstochen haben.

„Böse, Blut, Polizei“
„Die Obduktion hat ergeben, dass das Opfer vier bis fünf Messerstiche erlitten hatte. Die Stiche gingen gegen den Oberkörper und den Kopf. Der Mann ist innerlich verblutet“, so Alois Eber von der Staatsanwaltschaft Ried. Gruseliges Detail: Es wurde nicht nur ein Messer, sondern zwei verwendet. Das Opfer Franz S. ist gehbehindert und lag bei der Tat offenbar in seinem Pflegebett. Nach der Tat rief die Pflegerin die Stieftochter des Mannes an, soll ins Telefon nur „Böse, Blut, Polizei“ gestammelt haben.

Frau gestand Tat und nannte Motiv
„Die Verdächtige war nach der Tat sehr aggressiv und völlig durch den Wind“, so Ebner. Fest steht, dass die mutmaßliche Täterin stark alkoholisiert war. „Ihr Blut wird aber auch auf Drogen untersucht“, erklärt der Staatsanwalt. Nachdem sie sich beruhigt hatte, konnte sie von Mordermittlern befragt werden. Sie gestand die Tat und nannte auch ihr Motiv: Sie sei vom Pflegling sekkiert und sexuell belästigt worden.

In Geretsberg sitzt der Schock nach der Tat tief. „Warum ausgerechnet der Franz?“, das kann sich keiner erklären. „Er war immer ein angenehmer und sehr ruhiger Mann. Seine Lebensgefährtin ist vor Jahren gestorben, ihre beiden Kinder haben sich um ihn umgeschaut“, sagt Bürgermeister Johann Brunnthaler nach dem dritten tragischen Ereignis innerhalb weniger Wochen. In der Vorwoche starb ein 27-jähriger Gemeindebürger bei einem Arbeitsunfall, und bei einem Autounfall vor einem Monat kam ebenfalls ein Mensch ums Leben.

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