Prozess in Eisenstadt

Immer wenn er trinkt, dreht der Teddybär durch

Mehrmals drehte sich der Angeklagte hilfesuchend zu den Eltern um.

(Bild: HS)

Ein geistig Beeinträchtigter (54) aus Tadten (Burgenland) ging auf die Eltern los und drohte, sie mit dem Küchenmesser zu erstechen. Dann beschimpfte und bedrohte er sechs Polizisten, die den Betrunkenen schließlich beruhigen konnten. 

Niedergeschlagen und ratlos verfolgten die Eltern den Prozess am Landesgericht Eisenstadt gegen ihren 54-jährigen Sohn, der sie zum wiederholten Male verbal und mit dem Umbringen bedroht hatte. „Auch wenn wir ihn noch so gern haben: Wir haben kein Leben mehr“, sagt die Mutter.

Neun Jahre lang hatte der Sohn die Sonderschule besucht – ein Mal war er sitzen geblieben. 2007 wurde er in Wien von einer Straßenbahn 70 Meter mitgeschleift. Seither bezieht er Invaliditätspension und sitzt daheim. Der Richterin wurde ein Attest vorgelegt, das eine geistige Beeinträchtigung bestätigt. Zudem trinkt er seit Jahrzehnten sehr gern und sehr viel.

„Niemand hat ihn genommen“
„Alle Bemühungen, ihn in therapeutischen Zentren oder im betreuten Wohnen unterzubringen, sind gescheitert“, so der Vater. „Niemand hat ihn genommen. Aber er gehört in psychiatrische Betreuung!“ Auch mit dem Alkohol-Entzug hat’s nicht hingehaut. „Er war eine Stunde dort und hat sich im Supermarkt ein Bier geholt. Und schon war er wieder daheim bei uns.“

Angst vor den Syrern
Seit 1989 hat der Angeklagte elf Vorstrafen gesammelt, davon drei einschlägige wegen gefährlicher Drohung. Die bislang letzte datierte aus dem Jahr 2012. Am 3. Mai „war ich leicht angeheitert. Und das Messer liegt immer neben mir, weil ich Angst vor den Syrern habe.“ Sechs Polizisten eilten herbei, die er unflätigst beschimpfte. „Nüchtern bin ich ein richtiger Teddybär“, sagt der Angeklagte. „Na ja“, hört man seitens der Mutter.

Das Urteil, sechs Monate bedingt auf drei Jahre plus stationärer Alkoholentzug plus Bewährungshilfe, nahm der Mann an. „Ich bin zufrieden. Und jetzt geh ich auf ein paar Stamperl.“