Nach dem Tod einer 94-Jährigen in Innsbruck stellt sich die Frage: Wie oft sterben eigentlich bei uns Menschen einsam und alleine? Die „Tiroler Krone“ fragte beim Geschäftsführer der Innsbrucker Soziale Dienste GmbH nach.
Seit Mittwoch liegt das Obduktionsergebnis vor: Jene 94-jährige Frau, deren Leichnam Polizeibeamte kürzlich in deren Innsbrucker Wohnung fanden, starb an einer CO-Vergiftung (Kohlenmonoxid) – die „Krone“ berichtete. Wie lange sie dort unentdeckt gelegen hat und die genaue Ursache seien noch Gegenstand von Ermittlungen.
Laut dem Bericht der Exekutive habe ein Nachbar wegen der sich anhäufenden Post Alarm geschlagen. Dieser Version widerspricht ein Angehöriger, der sich zwischenzeitlich bei der „Tiroler Krone“ meldete. „Die Rettung hat ein Familienmitglied gerufen, nachdem sich die Verstorbene nicht gemeldet hat“, betont er.
Durch Hauskrankenpflege guter Überblick
Wie dem auch sei: „Dass Personen - auch jüngere - allein in ihrer Wohnung sterben, kommt zwar nicht jeden Tag, aber immer wieder vor“, sagt Hubert Innerebner, der Geschäftsführer der Innsbrucker Soziale Dienste GmbH (ISD). Bei den Klienten der ISD habe man durch die mobile Hauskrankenpflege einen guten Überblick, wie es um den Gesundheitszustand der Senioren bestellt ist.
„Wir stellen auch täglich 700 Essensportionen zu“, rechnet Innerebner vor. Dadurch sei ebenfalls gewährleistet, dass jemand ein Auge auf die Betagteren in der Gesellschaft hat.
Eine gute Nachbarschaft zu pflegen ist immer begrüßenswert. Es gibt aber auch Senioren, die ihre Ruhe wollen. Auch das muss respektiert werden.
Hubert Innerebner, ISD-Geschäftsführer
Genügend Angebote für Senioren
„Einfach so Zutritt in eine Wohnung können wir uns natürlich nicht verschaffen“, sagt er. Dass jemand einsam in seiner Wohnung sterbe, lasse sich nicht verhindern. „Es muss aber niemand zehn Tage oder länger unentdeckt tot in der Wohnung liegen“, betont Innerebner, „es gibt für Senioren genügend Angebote, damit sie ein Netzwerk haben, das nach dem Rechten sieht.“
Als Beispiel nennt er ein vor einigen Jahren durch die ISD ins Leben gerufenes Hilfsangebot, das Ehrenamtliche machen: „Es funktioniert wie eine Art Nachbarschaftshilfe.“
„Gepflegte Nachbarschaft ist immer begrüßenswert“
Apropos Nachbarn: „Eine gute Nachbarschaft zu pflegen, bei der man gegenseitig auf sich schaut, ist natürlich immer begrüßenswert.“ Es gebe aber auch Senioren, die „einfach ihre Ruhe haben wollen. Auch das muss respektiert werden“.
Abschließend verweist Innerebner noch darauf, dass „ein überlaufender Briefkasten natürlich auch daraus resultieren kann, dass jemand auf Urlaub oder im Krankenhaus ist. Man darf es der Nachbarschaft nicht vorwerfen, wenn sie das mehrere Tage ignoriert“.
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