











Rund 600 Einsatzkräfte aus mehreren Ländern helfen in Slowenien mit, die Tausenden von der Zivilisation abgeschnittenen Haushalte zu versorgen - mittendrin auch österreichische Soldaten mit zwei Helikoptern. Die Lage, das zeigen die Erkundungsflüge bereits, ist verheerend.
„Ihr kommt bis zum ersten Ort nach der Grenze, dann ist aus. Die Straßen sind entweder unter Wasser, von Bäumen versperrt oder ganz zerstört“, sagt Lieutenant Colonel Nina Raduha vom slowenischen Heer am Telefon. Was ein Lokalaugenschein in der slowenischen Region Koroška nahe Kärnten und der Steiermark werden hätte sollen, muss also ein Artikel aus Augenzeugenberichten werden. Eine Chance, die von den Unwettern besonders hart getroffene Gegend zu besuchen, gibt es derzeit nicht.
Zumindest nicht für Journalisten - wohl aber für das österreichische Heer. Dieses steht nämlich seit Mittwoch mit zwei Helikoptern - ein S-70 „Black Hawk“ und ein Transporthelikopter Agusta Bell-212 (AB 212) - im Einsatz und hilft unseren südlichen Nachbarn bei Erkundungsflügen und der Versorgung jener Menschen, die in von der Zivilisation abgeschnittenen Ortschaften wohnen.
Kein Wunder: Lebensmittel, Trinkwasser, Medikamente und Werkzeug sowie Arbeitsgeräte - „eigentlich alles Lebensnotwendige“, so Radha - werden dringend benötigt, vor allem in den von der Zivilisation abgeschnittenen Ortschaften Dravograd, Mežica und Črna na Koroškem. Von der Operationsbasis am Flughafen Klagenfurt aus geht es für die rot-weiß-roten Helikopter in Richtung Mislinjska Dobrava, wo der slowenische Stützpunkt eingerichtet wurde.
Unsere Botschaft ist klar: Die Hilfe wird schnell, wirksam und wir werden niemanden vergessen.
Lieutenant Colonel Nina Raduha vom slowenischen Heer
Am Mittwoch fanden erste Erkundungsflüge statt, damit ie Einsatzkräfte das Ausmaß der Zerstörung überhaupt erst einschätzen können. „Es gibt viel, fast zu viel, zu tun“, benennt Raduha den Ernst der Lage. Und sie bekommt recht von Sloweniens Regierungschef Robert Golob: „Zehntausende Häuser wurden überflutet und zehntausende Familien sind verzweifelt - sie wissen nicht, wie sie die nächsten Wochen und Monate überleben sollen. Unsere Botschaft ist klar: Die Hilfe wird schnell, wirksam und wir werden niemanden vergessen.“
Welle der Hilfsbereitschaft
Das unterstreicht auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die die Naturkatastrophen-Gebiete besucht hat und 400 Millionen Euro aus dem Solidaritätsfonds locker macht. In den am härtesten getroffenen Regionen stehen derzeit rund 600 Hilfskräfte im Einsatz, dazu kommen mehr als 30 Lkw: „Wir haben auch fünf Helikopter aus Slowenien sowie Hilfe aus Österreich, Deutschland, Kroatien und Spanien. Mehr Spezialisten und auch Ärzte haben sich bereits angekündigt“, erzählt Raduha der „Krone“ am Telefon und man hört, wie gerührt sie ist.
Die Einsätze wird noch lange andauern, davon sind sie und ihre Kollegen überzeugt: Mindestens noch einen Monat - „aber wahrscheinlich sogar länger“ - würden die Hubschrauber noch über Slowenien fliegen, schätzt Pilot Matej Hajdinjak. „Anders geht es zurzeit gar nicht, denn die Straßen sind nicht befahrbar“, erzählt der slowenische Heeresangehörige.
Nach Tagen mit Nebel und (Niesel-)regen zeigt sich nun hin und wieder die Sonne: „Wir werden die abgeschnittenen Orte noch eine ganze Zeit lang aus der Luft versorgen müssen. Jetzt können wir in den nächsten Wochen nur auf Schönwetter hoffen.“
Aufräumarbeiten in Österreich
Unterdessen geht der Assistenzeinsatz des Bundesheeres in Österreich übrigens weiter: In der Steiermark helfen rund 70 Soldatinnen und Soldaten aus der Kaserne Güssing, im vom Hochwasser besonders betroffenen Bezirk Feldbach Geröll, Schutt und Schlamm zu beseitigen. Rund 130 Kräfte stehen in Kärnten im Einsatz, wo zwei Hubschrauber für Erkundungs- und Transportaufgaben eingesetzt werden.
Mehrere Vermurungen und Verklausungen im Raum Waidisch, im Vellachtal, in Unterbergen bei Völkermarkt und in Neuhaus müssen entfernt werden. „Das Schwergewicht liegt bei der Fertigstellung einer Behelfsbrücke ,Mabey&Johnson‘ im Raum Neuhaus, damit mehrere abgeschnittene Gehöftgruppen am Motschulaberg wieder erreicht werden können“, erklärt Kugelweis.
Zusammenarbeit steht im Mittelpunkt: Im Raum Glainach errichten Pioniere eine 50-Tonnen-Fähre - nur mit ihrer Hilfe kann die Wildbach- und Lawinenverbauung Kärnten zuerst die Hangrutschungen im Raum Unterguntschach bereinigen, anschließend soll so die Versorgung der Ortschaft sichergestellt werden. Für die Bewohner haben die Pioniere bereits einen Personen-Fährbetrieb über die Drau aufgenommen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.