Nach den Unwettern

Abgeschnitten: Kärntner Ort soll geräumt werden

Kärnten
09.08.2023 18:45

In ganz Kärnten haben die Unwetter am vergangenen Wochenende eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Bereits zum dritten Mal ist die Ortschaft Guntschach bei Maria Rain von der Außenwelt abgeschnitten, nun sollen die Bewohner temporär Ersatzquartiere beziehen.

Die vergangenen neun Monate gestalteten sich für die 50-Seelen-Ortschaft turbulent. Erst waren es rund 100 Kubikmeter Felsen, die die einzige Zufahrtsstraße zu Guntschach zerstörten. Zwar wurde für Bewohner damals ein Notweg gebaut, und die Fährverbindung zwischen Ferlach und Guntschach intensiviert, der Notweg fiel im Juli allerdings einer Mure zum Opfer. Nach vier Tagen war der einzige Weg nach draußen oder nach drinnen wieder freigegeben worden, nur um knapp einen Monat später - bei den heftigen Unwettern am Wochenende - völlig wegzubrechen. „Der Notweg ist nicht mehr zu retten und die Bestandsstraße wird immer noch saniert - wir sind also wieder abgeschnitten!“, erzählt Feuerwehrmann Stefan Povoden, der in Guntschach mit seiner Familie lebt.

Dort herrscht seit Freitag Ausnahmezustand. Die Männer der Ortschaft haben sich zu einer kleinen Einsatztruppe formiert: „Mit dem Hubschrauber haben sie uns Material eingeflogen, mit dem wir gefährdete Bereiche gesichert und uns auf weitere Unwetter vorbereitet haben“, so Povoden. So wurde beispielsweise auch die Trinkwasserversorgung zu fünf Wohnhäusern wiederhergestellt.

Einziger Weg führt über die Drau
Lediglich durch eine Personenfähre des Bundesheers können die Guntschacher aus dem Ort: „Einige Autos stehen schon auf der anderen Seite der Drau!“ Die Pioniere arbeiten etwa fünf Kilometer flussabwärts von Guntschach entfernt aktuell außerdem an einer Fähre, worüber dann schwere Gerätschaften zu Hilfe geschickt werden können.

„Geplant ist es, dass die Fähre Freitagfrüh betriebsbereit ist“, berichtet Thomas Enenkel vom Bundesheer. Dann müssen auf der anderen Uferseite, also in Guntschach, aber noch Zufahrtswege errichtet werden. Am Montag soll dann - läuft alles nach Plan und funkt das Wetter nicht dazwischen - mit dem Transport von dem Wildwasser- und Lawinenverbau gestartet werden. 

Guntschacher sollen in Ersatzquartiere
Wie lange die 30 Haushalte noch abgeschnitten bleiben, ist also unklar. „Laut derzeitigen Prognosen ist die Hemmafelsen-Straße im Dezember wieder befahrbar“, informiert Bezirkshauptmann Johannes Leitner. Am Dienstag um 17 Uhr hat es zur weiteren Vorgehensweise eine Bürgerinformation im Rüsthaus Glainach gegeben. „Dort hat es geheißen, wir sollen alle in Ersatzquartiere umziehen“, erzählt ein Betroffener.

Dafür sollen Notunterkünfte in Ferlach oder Maria Rain organisiert werden. „Zwingen können wir grundsätzlich niemanden“, so Leitner, „Im Winter kann es aber wegen des vielen Treibgutes und den Wasserverhältnissen keinen regelmäßigen Fährenbetrieb geben und auch der Assistenzeinsatz des Bundesheeres darf nicht länger als einen Monat dauern, eine Versorgung ist daher äußerst schwierig.“ Vor allem für schulpflichtige Kinder oder ältere Menschen, die medizinische Versorgung brauchen, stellt das ein großes Problem dar.

Zitat Icon

Wir haben das Gefühl, der Behörde ist alles egal!

ein verärgerter Guntschacher

„Wir werden komplett im Stich gelassen!“
Katastrophenschutzlandesrat Daniel Fellner habe angekündigt, alle Kosten zu übernehmen, die bei der temporären Räumung anfallen würden. Landwirte könnten ihre Tiere in Ersatzstallungen unterbringen. „Die Entscheidung der Bürger steht noch aus, wir arbeiten so lange am Aufbau einer Versorgung, für den Fall, dass jemand in Guntschach bleiben will“, schildert der Bezirkshauptmann.

Die Betroffenen selbst fühlen sich aber im Stich gelassen: „Wir haben unzählige E-Mails geschrieben, warum die Sanierung der Hauptzufahrtsstraße so lange dauert - ohne Antwort!“, ärgert sich einer der Bewohner. Es wird befürchtet, dass die Sanierung nicht schon im Dezember abgeschlossen sein wird und die Guntschacher monatelang nicht in ihre Heimat zurückkönnen.

„Wir haben das Gefühl, der Behörde ist alles egal“, so ein weiterer Betroffener. Es habe laut ihnen zu wenige Informationen bei dem Termin am Dienstag gegeben und auf wichtige Fragen keine Antworten. „In Wahrheit haben wir gar keine andere Möglichkeit als diese Quartiere in Anspruch zu nehmen, wie sollen wir sonst im Herbst zur Arbeit? Was passiert, wenn es gar einen Notfall gäbe und der Rettungshubschrauber wegen Schlechtwetter nicht fliegen kann?“

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele