Fahrrad-narrisch

Wenn ein Mann mit Rad und Tat zur Seite steht

Burgenland
07.08.2023 09:00

Der 61-jährige Johann Schneeberger verleiht und repariert Fahrräder in Rust. Und er sammelt sie, „weil ich als Kind keines hatte. Da neigt man halt zur Überkompensation“. Seine mehr als 200 großteils antiken Stücke möchte er gern in einem Museum sehen. 

Wie viele Fahrräder in seinem Geschäft zum Ausleihen bereitgestellt sind, kann Johann Schneeberger nicht mit Gewissheit sagen. „Um die 200 werden es schon sein“, meint der Mechaniker, während er in der Werkstatt einen nagelneuen KTM-Flitzer zusammenbaut. „Ich will den Leuten hauptsächlich Räder anbieten, die dem neuesten Stand der Technik entsprechen.“

Besonders gefragt sind sportliche Trekking-Modelle, Mountainbikes und natürlich E-Bikes. „Seit Corona ist das Geschäft stark zurückgegangen. Viele meiner Stammkunden haben sich teure Räder gekauft und sind nicht mehr auf mich angewiesen“, sagt Schneeberger. Gar nicht mehr? Er lacht. Manche vergessen die Ladestation daheim. Den Akku. Die Sitzstangen. „Und dann brauchen sie mich doch.“

Böse Stürze mit dem Hochrad
Die Fahrräder zum Ausleihen sind zigtausende Euro wert, die wahren Schätze reihen sich allerdings am Dachboden aneinander. Dort stehen mehr als 200 Stück, etwa ein Hochrad aus dem Jahr 1880. „Die Hochräder sind wohl die schönste, aber auch gefährlichste Entwicklung in der Fahrradgeschichte. Das Vorderrad wurde immer größer, damit die Leute schneller unterwegs sein konnten. Es kam zu argen Stürzen. Also entwickelte man das Niederrad.“

Modelle mit Säbel- und Schirmhalter
So eines ist das Steyr-Waffenrad aus dem Jahr 1910. „Eine Luxusausführung für Offiziere mit eigenem Säbelhalter“, erklärt der 61-Jährige. Das Damenmodell verfügt über eine Vorrichtung, in die man den Sonnenschirm steckte. Apropos Frauen: 1891 radelten sie laut Schneeberger bestens gerüstet durch die Gegend. „Die Dame von Welt führte eine Peitsche mit, um Hunde zu verjagen. Und eine Pistole, um sich gegen Strolche zu verteidigen.“

Die Sammelleidenschaft hatte ihn vor 30 Jahren gepackt. „Das erste Stück, ein Rennrad, habe ich in Rust gefunden.“Dann wurde der Radl-Narr auf Sperrmüllsammelplätzen und Märkten in Deutschland und Frankreich fündig. Warum ausgerechnet Fahrräder? „Ich hatte als Kind keines und habe immer davon geträumt. Dann neigt man halt zur Überkompensation.“

Zu Gast bei der Landesausstellung
45 seiner Räder waren bei der Landesausstellung 2017 in Eisenstadt zu sehen. Zuletzt standen ein paar im Zechkeller in Rust. "Die habe ich bald heimgeholt. Sie waren voller Schimmel und Rost, ich musste alles reinigen, konservieren und das Leder einfetten.

Freilich tut es Schneeberger leid, dass er daheim nicht mehr Platz hat. Aber wer weiß? „Vielleicht schafft die Sammlung ja irgenwann den Weg in ein Museum.“

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