160.000 Euro erhalten

61-Jähriger simulierte Alzheimer-Erkrankung

Gericht
26.07.2023 15:08

Über acht Jahre soll ein Wiener sämtliche Ärzte und Spezialisten an der Nase herumgeführt haben. Denn er überzeugte sie davon, dass er an Alzheimer erkrankt sei, sackte somit Frühpension und Pflegegeld ein. Als mutmaßlich Dementer übernahm er außerdem eine Erwachsenenvertretung.

Mit Sauerstoffflasche schleppt sich der 61-Jährige in den Verhandlungssaal des Wiener Landesgerichts. Er brauche Pausen, habe nicht so lange Zeit - schließlich sei sein Sauerstoff begrenzt, gibt gleich zu Beginn seine Verteidigerin zu Protokoll. Der Angeklagte leidet seit ein paar Jahren an COPD, einer chronischen Lungenerkrankung. Es ist aber ein ganz anderer medizinischer Zustand, der ihn vor den Richter brachte.

160.000 Euro Frühpension und Pflegegeld erschlichen?
Seit 2015 will der Pensionist an Alzheimer leiden. Dadurch sei er in Frühpension gegangen, habe auch noch Pflegegeld bekommen. Damit kassierte er 160.000 Euro in den vergangenen acht Jahren. Ein Gutachten des Gerichtspsychiaters Peter Hofmann belegt aber nun, dass der 61-Jährige gar nicht an Demenz erkrankt ist - er habe simuliert. Die finanzielle Unterstützung hätte er somit gar nicht bekommen sollen.

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Die Diagnose hab ja nicht ich gestellt. Das haben die Ärzte gesagt. Dann sind 99 Prozent der Ärzte, bei denen ich war, irre.

Der Pensionist im Wiener Landesgericht

„Die Diagnose hab ja nicht ich gestellt. Das haben die Ärzte gesagt. Dann sind 99 Prozent der Ärzte, bei denen ich war, irre“, rechtfertigt der Frühpensionist seine mutmaßliche Erkrankung: „Ich vergesse viel. Ich war schon beim Bundesheer psychisch untauglich. Mein Vater hat mich halt zu viel gedroschen.“ Insgesamt 40 Begutachtungen habe sich er sich in dem Zeitraum gestellt. Seine Verteidigerin stellt infrage, ob er denn wirklich sämtliche Fachärzte hätte täuschen können.

Als Dementer Erwachsenenvertretung übernommen?
Doch das ist nicht der einzige Anklagepunkt, den die Staatsanwaltschaft dem Wiener vorwirft. Während ihm die Demenz schon attestiert war, übernahm er die Erwachsenenvertretung für einen Bekannten. Es kamen 30.000 Euro weg, laut Anklage in die Tasche des Pensionisten. Für Telefone, Amazon-Bestellungen - alles für den Bekannten, so aber der 61-Jährige.

Berechtigter Einwurf des Richters, bevor er für Zeugen vertagt: „Jetzt haben Sie eine diagnostizierte Alzheimer-Erkrankung. Wie kommen Sie dazu, die Erwachsenenvertretung für jemanden zu machen? Und Sie haben sich nicht gedacht, dass das blöd ist, wenn in den acht Monaten, in denen Sie eingesetzt sind, das ganze Geld weg ist?“ - „Er wollt‘s aber so!“ Die Aufgabe eines solchen Vertreters scheint er nicht verstanden zu haben ...

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