„Keinen Führerschein“

Leiche im Kofferraum: So tickt der Corona-Leugner

Oberösterreich
24.07.2023 21:19

Er hatte Demos gegen die Corona-Maßnahmen organisiert, während der Pandemie Partys in einem Garten veranstaltet und sollte eigentlich wegen Verhetzung vor Gericht stehen. Doch nun nahm das Leben von Florian O. eine dramatische Wendung - bei einer Polizeikontrolle.

„Ich weiß, nach mir wird gesucht. Ich besitze keinen Führerschein und habe eine Leiche im Kofferraum!“ - Mit dieser Aussage konfrontierte der als führender Corona-Leugner und Maßnahmengegner bekannt gewordene Florian O. (39) aus Puchenau Polizisten, die ihn in Ansfelden gestoppt hatten.

In diesem Auto war die Leiche der Frau, die Kinder waren auch dabei. (Bild: TEAM FOTOKERSCHI / BAYER)
In diesem Auto war die Leiche der Frau, die Kinder waren auch dabei.

Tatsächlich: Im Kofferraum des Mazda 3 lag die Leiche von Tanja (38), eingehüllt in Leintücher - die drei Kinder (zwei elf und 15 Jahre alte Burschen, ein fünfjähriges Mädchen) waren auch im Wagen.

Im Kofferraum wurde die Leiche gefunden. (Bild: TEAM FOTOKERSCHI / BAYER)
Im Kofferraum wurde die Leiche gefunden.

Kinder zu den Großeltern
Sie wurden sofort zu den Großeltern gebracht, wie Landespolizeidirektor Andreas Pilsl erklärte. „Auf eine Situation wie diese ist niemand vorbereitet", betonte er in einer Pressekonferenz.

Krebsbehandlung verweigert
Florian O. hatte noch vor Ort ausgesagt, dass er am selben Tag seine Frau, die an freiwillig unbehandeltem Brustkrebs litt, abgeholt hätte und sie gegen 18 Uhr an einem geheimen Ort im Freien im Beisein der Kinder gestorben sei. „In meinen Armen“, so der 39-Jährige, der danach verhaftet wurde. „Seither beruft er sich auf das Recht, keine Aussagen zu machen“, sagt Ulrike Breiteneder, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Linz, die wegen Störung der Totenruhe ermittelt. Die Obduktion ist für Dienstag angesetzt und soll zeigen, ob die Aussagen passen können, sie wären aber „stimmig“. Zur Absicherung wird auch geprüft, ob ein natürlicher Tod vorliegt.

Wollte Leiche vor Spital ablegen
Laut Witwer wollte er die Leiche nicht selbst begraben, sondern erst die Kinder zu Verwandten bringen, ehe er die tote Gattin vor einem Spital ablegen oder die Rettung informieren wollte.

Das bisher letzte Kapitel einer Schwurbler-Karriere
Das makabre Geschehen in Ansfelden ist das bisher dramatischste Kapitel rund um Florian O. Der gebürtige Welser und gelernte Gärtner war samt Familie in der Corona-Zeit tief in die Schwurbler-Szene gerutscht. Rund 30 Protestveranstaltungen gehen auf seine Kappe, darunter berühmt gewordene Gartenpartys während der Lockdowns in Linz, die er psychosoziale Arbeit einer Selbsthilfegruppe nannte. Dabei trat er als „Ehrenpräsident des Linzer Gartenvereins“ auf und soll Ermittlern gefälschte Atteste zur Maskenbefreiung vorgelegt haben.

Prozess verloren
Beschwerden gegen Strafen verlor er vor dem Verwaltungsgericht. Zusätzlich soll er in Reden die NS-Zeit verharmlost haben. Obrigkeiten lehnt der Staatsverweigerer ab, er wurde am 16. März 2022 wegen Verleumdung, falscher Beweisaussage, übler Nachrede, Beleidigung und Fälschung eines Beweismittels zu zwölf Monaten Haft, davon vier unbedingt, verurteilt.

„Nach drei Monaten wurde er vorzeitig entlassen“, weiß Walter Eichinger vom Landesgericht Linz, wo ein Verfahren nach dem Verbotsgesetz gegen Florian O. anhängig ist, weil er Verbrechen des Nationalsozialismus verharmlost habe - die Unschuldsvermutung gilt. Zur Verhandlung am 31. August 2022 kam er nicht, tauchte unter - bis er nun mit der Leiche seiner Gattin in die Verkehrskontrolle geriet.

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