Beichl in Gmunden

Tanz auf dem Sturm mit Poesie und Slapstick

Oberösterreich
16.07.2023 17:00

Nestroy-Preisträger Moritz Franz Beichl stellt eine kompakte Version von Shakespeares „Sturm“ ins Stadttheater Gmunden, er hat dafür ein brillantes Schauspieler-Trio zur Verfügung. Der Zauber der Story rund um den verbannten Prospero, den Luftgeist Ariel und das Ungeheuer Caliban rührt in der Kurzversion - noch immer zwei Stunden Spielzeit - vor allem an existenziellen Fragen.

Eine Insel im Nirgendwo unter dem Wolkenhimmel. Noch schlummert der Sturm in der Bühnenmaschine...

Sona MacDonald im roten Kleid (Robin Metzer - Kostüme, Videos) zelebriert ihren Auftritt als Prospero, stellt sich als verbannter Magier vor und trägt zunächst seine gebrochene Macht vor sich her. Und er sehnt sich danach, die Vergangenheit vergessen zu können. Doch dann ein Aufbäumen: Er schickt seinen ergebenen Diener Ariel an, den Sturm heraufzubeschwören, der ihm die Schiffbrüchigen - den König von Neapel und dessen Gefolge - vor die Füße spülen wird.

Auch Josefine Bloéb spielt mit

Noch ein Zauber, noch ein Werk, immer mehr verlangt Prospero, wobei „Zauber“ und Schauspiel plötzlich eins werden. Um selbst die Freiheit zu erlangen, macht Ariel mit und spielt Prospero die Widersacher und ihre Erlebnisse auf der Insel vor. Sebastian Wendelin als flötenspielender Luftgeist ist brillant im rasanten Rollenwechsel, zeigt Gestrandete und springt flott vom schwulen Trincolo zum Prolo Stefano, der dem Magier nach dem Leben trachten soll. So hat es Caliban, gespielt von Josephine Bloéb, ins Auge gefasst.

Zauber und Spiel
Auch das Ungeheuer steht unter dem Einfluss des Zaubers, so wird aus Caliban Miranda, Prosperos Tochter. Doch am Ende des Machtspiels, steht Prosperos Läuterung zum Menschen, zum Sterblichen und ein Happy End. Um Applaus wird gemäß Shakespeare auch noch gebeten - und der kommt: Das Publikum war von der kompakten Fassung, die Joachim Lux bereits 2007 für das Akademietheater Wien verfasste, und der neuen Inszenierung sowie den drei Darstellern restlos begeistert!

Es geht ans Existenzielle
Die Regie von Moritz Franz Beichl bewahrt Shakespeare-Treue, setzt auf Tempo, schafft Balance zwischen Slapstick und Poesie. Raue Sonette, wunderbar intoniert von MacDonald und Bloéb, lassen innehalten, betonen das Philosophieren über Existenzielles in dieser magischen Fassung, die am Ende die Frage offen lässt: „Wenn wir nur endlich wüssten, wer wir...“

Gmunden nur erste Vorstellungen
Die Festwochen Gmunden konnten, wie berichtet, Burgtheater-Chefin Karin Bergmann als Spartenleiterin gewinnen. „Sturm“ ist nach Arthur Schnitzlers „Reigen“ (Regisseur Franz-Xaver Mayr) im Vorjahr die zweite eigene Theaterproduktion der Festwochen. Sie kommt in Kooperation mit dem Stadttheater Klagenfurt auf die Bühne, wo Beichls „Sturm“ nach drei Aufführungen in Gmunden - inklusive der Premiere am Samstag - ab Herbst zu sehen sein wird.

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