Zweite Stadionshow

P!nk holte den Karneval des Jahres nach Wien

Wien
03.07.2023 00:40

Nach einem fulminanten Stadionkonzert am Samstag legte Superstark P!nk am Sonntag noch einmal kräftig nach. Nicht weniger als 90.000 Fans staunten an diesem Wochenende über die vielen Hits und die bahnbrechende Akrobatik des 43-jährigen Superstars, der sich in der Form seines Lebens befindet. Wohl schon jetzt die buntesten Konzerte des Jahres.

Zuerst die gestohlenen Räder im Wiener Prater, dann die üppige Rieslings-Verkostung in der Wachau - noch bevor Alecia Beth Moore aka P!nk überhaupt das erste Mal eine Bühne im brüchigen Wiener Happel-Stadion betrat, hat sie schon mehr erlebt als die meisten anderen Künstler, deren Aufenthalte sich zwischen Fitnessraum und Hotelsuite beschränken. Doch die 43-Jährige ist auch alles andere als ein normaler Star. Wie kaum jemand sonst taucht sie ihre Konzerte in effektreiche Akrobatikgesamterlebnisse, steht an der Spitze der Feminismus- und LGBTQ-Bewegung und begeistert mit ihrer Natürlichkeit die Massen. P!nk begeistert an zwei Happel-Abenden 90.000 Fans und wirkt dennoch wie ein Superstar zum Anfassen. Nahbar, natürlich und nicht abgehoben, auch wenn sie am Ende der zweistündigen Show voller Superlative Pirouetten- und Salto-drehend durch das gesamte Stadion segelt und bei zuckerbuntem Konfettiregen noch ein letztes Mal für Staunen sorgt.

(Bild: Andreas Graf)

Loslassen und abschalten
Die zwei Stunden davor zeigt sie sich mindestens genauso fit wie bei ihrem letzten Wien-Stelldichein 2019 - das Alter ist eben nur eine Zahl. Die „Krone“ überzeugte sich schon vor zwei Wochen in Paris von den artistischen Fertigkeiten P!nks, im großen Stadion unter freiem Himmel wirkt die große Sause gleich noch um einiges feuriger. Ihr „Summer Carnival“, wie P!nk ihre fulminante Show nennt, spielt auch wirklich alle Stückerl. Beim Opener „Get The Party Started“ schwingt sie sich mit einem Salto vom Bühnendach und gibt gleich einmal das Motto des Abends vor: loslassen, abschalten, Spaß haben. Ihr Bühnenbild mit einer riesengroßen Eiswaffel, einer Muschel, Flamingos, einem Kussmund und allerlei wilder Kostümierungen wirkt wie eine Verlängerung des Wiener Praters, der tatsächlich nicht weit vom Ort des Konzertgeschehens entfernt ist.

(Bild: Andreas Graf)

Gleich zwei Acts (Galye und The Script) sowie einen DJ hat die Künstlerin in das etwa zweieinhalbstündige Vorprogramm gepresst. Einerseits eine nette Geste, um den weniger Berühmten die Chance auf eine fulminante Stadiontour zu ermöglichen, andererseits aber auch ein bisschen zu viel des Guten, wenn man sich stressfrei auf die Hauptkünstlerin einstellen möchte. Vor allem im ersten Konzertdrittel P!nks werden die Fans von den visuellen Effekten fast erschlagen. Während die gigantischen Videowalls blinken und glitzern, turnt die topfitte Powerfrau unentwegt über die Bühne, kriecht mit ihren Tänzern den Steg entlang und lässt sich immer wieder zu ein paar Witzen ob ihrer Bandkollegen und der allgemeinen Befindlichkeit animieren. Dazu werden ihr als Geschenke Stofffrösche, Jeansjacken, Goldketten und Zeichnungen gereicht. Manches bleibt in der eigenen Sammlung, anderes wird löblicherweise ans Kinderspital weiter gespendet.

P!nk kurz vor ihrem Wien-Auftritt mit Veranstalter Richard Hörmann (Bild: Richard Hörmann)
P!nk kurz vor ihrem Wien-Auftritt mit Veranstalter Richard Hörmann

Nur Töchterchen Willow war absent
Quasi ohne Atempause, aber mit einer beneidenswerten Gesangsleistung spult sie Hit um Hit ab. „Raise Your Glass“, „Just Like A Pill“, „Try“ und ein flotter Dance-Remix von „What About Us“ werden wie Gewehrsalven ins begeisterte Publikum geschleudert. Die Stimmung unter den treuen P!nk-Fans ist stets am Siedepunkt. Da ist es gut, dass es der Sommer heuer nicht übertreibt und man sich nicht auch noch spätabends mit tropischen Temperaturen herumschlagen muss. Über ihren Wien-Aufenthalt freut sie sich sichtlich, Liebesbekundungen und allerbeste Laune inklusive. Nur Töchterchen Willow bleibt dem Live-Rummel fern. Aufgrund ihrer Proben für ein Sommertheater kommen die 90.000 Fans in Wien nicht in den Genuss des Duetts von „Cover Me In Sunshine“ mit der ehrenwerten Frau Mama, die das auch alleine ganz gut hinkriegt und zwischendurch an einem Hustenzuckerl nascht.

(Bild: Andreas Graf)

Das akustisch vorgetragene „Please Don’t Leave Me“ aus einer weniger guten Phase ihres Lebens zaubert ihr sogar Tränen ins Gesicht, doch die meiste Zeit kracht es an allen Ecken und Enden. Passend zu „Turbulence“ hängt sie kopfüber von den Seilen, das Bob-Dylan-Cover „Make You Feel My Love“ kriegt sie am Piano etwas besser hin als am ersten Abend, wo sie nach leichten Unsicherheiten noch einmal in die Tasten hauen musste. Ihre famos aufspielende Band ist über alle Zweifel erhaben und treibt die Frontfrau gut nach vorne. Gerade in den rockig-austreibenden Momenten, und derer gibt es im P!nk-Set so einige, hat das solide Rhythmusfundament mindestens denselben Wert wie Feuerfontänen oder die spektakulären Flugstunden. Die in der Popwelt so populären 80er-Jahre findet nicht nur auf ihrem neuen Album „Trustfall“ Gehör, sondern werden, vor allem in puncto Kleidung und visueller Show, auch live zur Genüge zitiert. Stichwort „Runaway“.

(Bild: Andreas Graf)

Jeden Monat Pride
Die in P!nks Vita so wichtigen Botschaften für Gleichheit, Brüderlichkeit und Zusammenhalt verlassen nur ganz am Ende den Spaßkokon. Bei „Irrelevant“ flattern zuhauf politische Botschaften über die mächtigen Videowände und die Künstlerin wünscht sich mit passendem T-Shirt „jeden Monat eine Pride“. An der kunterbunten Karnevalswelt P!nks gibt es wenig auszusetzen, man hätte sich vielleicht ein bisschen mehr politische Kante erwartet. Es muss deshalb ja nicht gleich eine 20-minütige Bono-Predigt sein. Als profunde Geschichtenerzählerin und Schmähführerin hat sie das begeisterte Publikum schnell in ihren Bann, die angesprochene Liebe zu Wien wirkt unverfälscht. Als der „Summer Carnival“ nach knapp zwei Stunden mit eingangs erwähnter Flugeinlage beendet ist, dröhnen immer noch die Hits im Kopf und die bunten Bilder flackern vor dem inneren Auge. Mehr Party geht diesen Sommer wohl nicht mehr. P!nk spielt in ihrer ganz eigenen Liga.

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