Nach Protesten

NS-Adler als Friedenstaube? Uruguay stoppt Pläne

Ausland
19.06.2023 06:46

Einen NS-Adler aus Bronze, geborgen aus einem deutschen Kriegsschiffswrack, wollte Uruguays Präsident Luis Lacalle Pou einschmelzen und in eine Friedenstaube verwandeln lassen (siehe Video). Gegen die Pläne regte sich aber heftiger Widerstand aus Kultur und Politik, der Präsident zog sein umstrittenes Vorhaben daher zurück.

„Es gibt eine starke Mehrheit, die mit dem Projekt nicht einverstanden ist“, sagte Lacalle Pou am Sonntag mit Blick auf seine Umwandlungspläne. „Und wenn man Frieden haben will, dann ist es eines der wichtigsten Dinge, Einigkeit zu haben.“ Sein Plan habe „ganz klar nicht dafür gesorgt“.

Sollte „Symbol für Frieden“ werden
Der Präsident hatte die Umwandlung des zwei Meter hohen und mehr als 300 Kilogramm schweren Bronze-Adlers erst am Freitag verkündet. Dabei erklärte er, dass aus einem „Symbol für Gewalt und Krieg“ ein „Symbol für Frieden und Einheit“ werden solle. Dagegen gab es sofort heftige Proteste sowohl aus Kulturkreisen als auch aus der Politik, unter anderem auch aus der Regierungskoalition.

Auf die Frage, wie man mit dem vor 17 Jahren gefundenen Nazi-Symbol umgehen soll, gibt es keine klare Antwort. (Bild: APA/AFP/ALFREDO ETCHEGARAY/HO)
Auf die Frage, wie man mit dem vor 17 Jahren gefundenen Nazi-Symbol umgehen soll, gibt es keine klare Antwort.

Der zwei Meter große NS-Adler, der auf einem Hakenkreuz in einem Eichenkranz steht, schmückte einst das Heck des deutschen Panzerschiffs „Admiral Graf Spee“. Das Schiff war zu Beginn des Zweiten Weltkriegs an der Schlacht am Rio de la Plata gegen die britische Marine beteiligt gewesen.

Streit um Verkauf
Die Skulptur wurde 2006 nach einer zehnjährigen Suche in der Mündung des Flusses gefunden. Im Jahr 2019 entschied ein Gericht, dass die Skulptur verkauft und die Hälfte des Erlöses an die Bergungsfirma gehen muss. Diese Aufteilung hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben 2004 mit der uruguayischen Marine vereinbart. Die Unternehmen reichte daher Klage ein und warf der Regierung Vertragsbruch vor.

Die Regierung wollte einen Verkauf des Adlers verhindern, weil sie befürchtete, die Neonazis die Skulptur kaufen könnten. Auch die deutsche Regierung äußerte sich besorgt. Vergangenes Jahr entschied dann der Oberste Gerichtshof Uruguays, dass der Adler Staatseigentum ist.

Schiff nach Seeschlacht versenkt
Die „Admiral Graf Spee“ war im Dezember 1939 an der ersten Seeschlacht im Zweiten Weltkrieg zwischen der Flotte des Dritten Reichs und der britischen Marine beteiligt. Nach heftigen Gefechten mit drei britischen Kriegsschiffen lief die „Admiral Graf Spee“ für Reparaturarbeiten in den Hafen von Montevideo ein. Wegen einer Blockade durch die britische Marine gab der Kommandant das Schiff jedoch auf und versenkte es. Drei Tage später beging er Suizid.

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