Blockabfertigung. Zwei Stunden Wartezeiten. Blechlawinen. Nein, wir sprechen nicht vom erwartbaren Verkehrschaos Richtung Süden und retour am Fronleichnamswochenende. Sondern vom Ansturm auf die schließenden Kika- und Leinerfilialen quer durch Österreich. Minus 30 Prozent zusätzlich auf lagernde und Ausstellungsstücke verleiteten tausende Österreicher, sich ein kleines Stück vom insolventen Möbelkuchen abzuschneiden. Sich ein paar Euro zurückzuholen. Zurückholen? Ja, denn die Pleite des Einrichtungsriesen kostet uns alle Millionen. Von den rund 150 Millionen Euro an Verbindlichkeiten entfällt dem Vernehmen nach ein Gutteil auf Steuerstundungen - mit einer Insolvenzquote von 20 Prozent bleibt der Staat also auf 80 Prozent jener Steuern sitzen, die er dem damals noch im Besitz von René Benko befindlichen Unternehmen vorübergehend nachgelassen hatte. Dass der Immobilienjongleur zudem fünf Millionen Euro an Corona-Hilfsgeldern (Geld, für das über kurz oder lang ebenfalls der Steuerzahler aufkommen muss) für kika/Leiner kassierte, regt zusätzlich auf. Was Benko hinterlässt, sind nur Verlierer: Banken und Gläubiger, die ihre Forderungen voraussichtlich mangels Kapitals abschreiben können. Der Staat. Der Steuerzahler. Wir alle. Und vor allem: 1900 Mitarbeiter, die ihre Jobs verlieren. Wann? Das wissen sie noch nicht. Was sie danach tun? Sie wissen es nicht. Wie sie in Zeiten der Teuerung von Arbeitslosengeld oder einem, in vielen anderen Handelsbranchen meist deutlich schlechter bezahlten, neuen Job leben sollen? Sie wissen es nicht.
Verlierer gab es auch in der SPÖ zuletzt mehr als genug. Viele von ihnen wurden nun zu Bittstellern gegenüber dem neuen Parteichef - Genossen, die sich eine Funktion, einen Posten, ein Amterl erhoffen. Eine bittet nicht: Eva-Maria Holzleitner, 30 Jahre junge Frauensprecherin der SPÖ, Sozialökonomin und die neue starke Frau in Rot. Dass sie, die von Beginn an offen Pamela Rendi-Wagner unterstützte, im Team von Babler eine hochrangige Funktion einnehmen wird, gilt als fix. Auch Hans Peter Doskozil wäre an der Welserin nicht vorbeigekommen. Mächtige rote Frauen, von Ex-Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek bis Nationalratspräsidentin Doris Bures stehen hinter ihr. Und sie steht fest mit beiden Beinen im Nationalrat und der Partei, wie unser heutiges Porträt zeigt. Nur „beim Misstrauensantrag gegen die Regierung Kurz zitterten mir die Knie. Das war historisch.“ Historisch ist auch die Spaltung in der SPÖ. Holzleitner könnte sie als frisches Gesicht mit ausreichend Kompetenz und strategischem Geschick einen und als Gewinnerin aus der roten Krise hervorgehen. (ts)
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