Premiere im Grazer TiB

Die Symptome einer gekränkten Gesellschaft

Das TiB-Ensemble zeigt eine Innensicht auf unsere Gesellschaft

(Bild: Johannes Gellner)

„Meine gekränkte Freiheit“ heißt es aktuell in drei Räumen des neu gestalteten Grazer Quartier Theater im Bahnhof. Pendeln ist da angesagt, wenn man möglichst viel vom Stück erleben möchte.

Eigentlich ist es egal, in welchem Raum man beginnt, überall wird man mit den Bruchstellen unserer Gesellschaft nach drei Jahren Corona konfrontiert. Und mit einer Stadt, die sich in dieser Zeit für eine kommunistische Bürgermeisterin entschieden hat.

Ein Stück - drei Räume
Diese Produktion bespielt sowohl den grauen, als auch den blauen und den orangen Raum des in seinen Grundfesten umgedeuteten Theater im Bahnhof, das sich nun als Quartier TiB präsentiert. Will man also möglichst viel von den wie immer messerscharfen Gesellschaftsanalysen des Kollektivs mitbekommen, muss man von Raum zu Raum wandern - und die Kränkung des gerade spielenden Ensemblemitglieds in Kauf nehmen. Allerdings ist das eine kleine Kränkung - im Vergleich zu jenen Zumutungen, die seit gut drei Jahren auf uns alle hereinprasseln.

Krisen-Ärger und Widerstandslieder
Die Krisen sind auch an diesem Abend allgegenwärtig und lösen ganz unterschiedliche Reaktionen aus. Von berechtigter Sorge über diverse Gegenstrategien bis hin zu hemmungsloser Wut („Ich mach sicher kein Yoga, ich will meine Wut behalten“) reicht die Bandbreite der Emotionen, die den Weg der Protagonisten vom alternativen, kritischen Milieu hin zum autoritären Schwurbeln begleitet. Das ist mitunter ganz schön beängstigend. Besonders im orangen Raum, wo vieles aus dem Ruder läuft. Im blauen Salon wird noch ein wenig mit Anja und Jens-Uwe im fernen Berlin über gesellschaftliche Entwicklungen reflektiert, während im grauen Raum, all das in Liedern seinen Niederschlag findet.

Ein beständiges Wechselbad der Gefühle, das von Helmut Köpping als Regisseur zusammengehalten und von Jacob Banigan, Juliette Eröd, Gabriela Hiti, Lorenz Kabas, Monika Klengel, Rupert Lehofer, Johnny Mhanna und Martina Zinner atemberaubend zelebriert wird. Infos und Karten finden Sie hier.