Lokalaugenschein

Anrainer schimpfen die Arbeiter bei Asylunterkunft

Nach dem Brandanschlag auf das neue Quartier in der Lunzerstraße in Linz ist Aufbau der Asylunterkunft fast abgeschlossen. Aber der Widerstand in der Bevölkerung ist weiter groß, wie ein Lokalaugenschein der „Krone“ zeigt.

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„So etwas haben wir noch nie erlebt. Wir werden immer wieder von den Leuten hier blöd angeredet, so in der Richtung, ob wir uns nicht schämen, dass wir eine Asylunterkunft aufbauen. Sogar beim  Einkaufen im Supermarkt haben sie uns schon angepfiffen. Dabei machen wir hier nur unsere Arbeit wie auf jeder anderen Baustelle auch“ – die Mitarbeiter jener Mühlviertler Baufirma, die in der Lunzerstraße am Gelände des ehemaligen Bahnhofs Kleinmünchen eine Asylunterkunft in Holzriegelbauweise aufstellt, sind über die Feindseligkeit, die ihnen von Seiten der Anrainer entgegenschlägt, verblüfft und auch getroffen.

Am Samstag, den 4. März hatte in der Lunzerstraße die Flammen gelodert. Bisher unbekannte Täter hatten Holzelemente angezündet. Die Asylunterkunft war seit 2015 in Feldkirchen an der Donau gestanden. Nun wird das Holzgebäude, das bis zu 50 Personen beherbergen kann, in der Landeshauptstadt gebraucht.

„Wir wissen, dass die Bauarbeiter von Anrainern beschimpft worden sind. So etwas ist uns auch noch nie passiert. Wir lassen das Haus im Auftrag des Landes errichten. Wie bei allen Bundesquartieren haben wir keinen Einfluss auf die Belegung“, sagt Paul Märzinger vom Arbeitersamariterbund.

Der Holzbau sei die nachhaltigste Form einer Asylunterkunft: „Der Standort Lunzerstraße ist für eine Projektdauer von fünf bis sieben Jahren konzipiert.“

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Ich habe wirklich große Angst. Als Frau fühlt man sich nicht mehr sicher.

(Bild: Einöder Horst)

Eva Arthova, Gastwirtin an der Lunzerstraße

Und was sagen die Anrainer? Das Gasthaus „Zum Hochofen“ ist direkt gegenüber. Wirtin Eva Arthova ist selbst Tschechin, sagt: „Gegen Frauen und Kinder hat keiner etwas. Aber wenn da lauter alleinstehende junge Männer kommen ...“

Auch Stammgast Claudia L. ist sauer. „Wenn wir ordentlich informiert worden wären, was kommt, wär’s etwas anderes gewesen. Aber still und heimlich – das geht gar nicht. Aber das darf man gar nicht laut sage, sonst ist man gleich rechtsradikal.“

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