Pistengerätefahrer

Ein Arbeitsplatz auf 2000 Metern Höhe

Vorarlberg
19.03.2023 17:25

Seit knapp 30 Jahren ist Helmut Bader im Skigebiet Sonnenkopf als Pistengerätefahrer tätig. Durch die geringen Niederschlagsmengen und milden Temperaturen waren heuer die Herausforderungen, aber auch die Risiken ganz besonders groß.

Wenn es frisch geschneit hat, dann ist Helmut Bader schon morgens um vier Uhr im Skigebiet Sonnenkopf unterwegs. Während die meisten Wintersportler noch im warmen Bett vom perfekten Skitag träumen, sorgt der Pistengerätechef mit seinen Kollegen dafür, dass die Skifahrer ideale Verhältnisse vorfinden, wenn um neun Uhr der offizielle Betrieb startet.

Fast 30 Jahre lang ist Bader bereits auf den Abfahrten des Sonnenkopfs tätig und kennt das Gelände wie seine Westentasche. Doch die aktuelle Saison hat ganz besonderen Herausforderungen mit sich gebracht: „Zu Saisonstart im Dezember lag so wenig Schnee wie selten zuvor“, berichtet er. Der Sonnenkopf zählt zu den wenigen Naturschnee-Gebieten und gilt aufgrund seiner topografischen Lage normalerweise als schneesicher. Vorrichtungen für eine künstliche Beschneiung gibt es keine. „Der diesjährige Winter ist durch die geringen Niederschlagsmengen und milden Temperaturen schon sehr speziell. Es war aber auch für Gebiete mit Beschneiungsanlagen schwierig“, gibt Betriebsleiter Bernd Weitgasser zu bedenken.

Je weniger Schnee, desto mehr Gefühl ist gefragt
So musste mit einer lediglich 20 Zentimeter dicken Schneeschicht gearbeitet werden. Immerhin zwei Abfahrten konnten für den Saisonstart präpariert werden. „Das erfordert von den Pistengerätefahrern viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung, da die Fahrzeuge bis zu zwölf Tonnen wiegen und wir hier auf dem Sonnenkopf ein sehr grobes Gelände haben“, lobt Weitgasser seine Truppe.

Es sei zudem wichtig, den frisch gefallenen Schnee - und sei es noch so wenig - gleich zu bearbeiten. „Denn wenn der Schnee nicht präpariert und somit verdichtet wird, dann schmilzt alles noch schneller weg“, erklärt Bader. Im Dezember zählte für die heimischen Skigebiete quasi jedes Schneehäufchen, aus dem sich noch ein bisschen Piste herstellen ließ. Besonders schwierig wird es, wenn noch Regen bis in die hohen Lagen hinzukommt. „Der macht die Schneedecke schneller kaputt als milde Temperaturen“, weiß Bader. Mittlerweile hat sich die Situation aber deutlich entspannt, die meisten Pisten im Skigebiet Sonnenkopf sind für Wintersportler geöffnet, zudem ist in den vergangenen Tagen noch Neuschnee gefallen. Trotz der etwas widrigen Witterungsverhältnisse um Weihnachten ist man mit der Auslastung bislang zufrieden. Die sonnigen Wintertage haben viele Einheimische und Gäste auf die Berge gelockt. Im Februar hätte die Besucherfrequenz sogar wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht, sagt Weitgasser.

Spielt das Wetter mit, dann läuft der Skibetrieb bis 16. April. Helmut Bader wird die meiste Zeit bis dahin am Berg verbringen. „Während der Saison ist man quasi mit dem Pistenfahrzeug verheiratet und muss es auch behandeln wie eine Persönlichkeit“, scherzt er. Gemeinsam mit seinen Kollegen ist er am Morgen oft als Erster auf dem Sonnenkopf - und am Abend der Letzte, der vom Berg herunterkommt. Zimperlich darf man bei diesem Beruf nicht sein. „Man ist sprichwörtlich bei Wind und Wetter draußen und wenn am Fahrzeug unterwegs einmal etwas defekt ist, dann muss man auch bei Minusgraden sich gleich vor Ort darum kümmern“, erzählt der Profi. Jeder Fahrer hat ein ihm zugeteiltes Pistengerät. Auch wenn sich laut Bader in den vergangenen Jahrzehnten viel geändert hat in Sachen Technik, so ist es doch wichtig, dass ein jeder sein Fahrzeug so gut wie möglich kennt und kleinere Reparaturen selbst durchführen kann.

Ein gewisses Risiko fährt immer mit
Der Job erfordere zudem volle Konzentration - vor allem bei widrigen Witterungsverhältnissen und schlechter Sicht. Denn trotz aller Sicherheitsvorkehrungen müsse man sich der Absturz- und Lawinengefahr bewusst sein. Bader übernachtet während der Saison auch öfter am Berg in einer Dienstwohnung direkt im Sonnenkopfgebiet. „Das ist sehr praktisch, weil wir jemanden vor Ort haben, der uns gleich am frühen Morgen einen Lagebericht liefern kann“, sagt Weitgasser. Insgesamt sorgen rund 50 Angestellte bei Seilbahn, Liften und auf den Pisten täglich dafür, dass dem Skivergnügen nichts im Wege steht und alles reibungslos läuft - auch an den Wochenenden. Die Arbeitszeit eines Pistengerätefahrers richtet sich vor allem nach dem Wetter - hat es geschneit, so rücken Bader und seine Kollegen bald darauf aus. Morgens wie abends.

Skigebiet Sonnenkopf

Das Skigebiet Sonnenkopf im Klostertal gilt längst auch international als Geheimtipp und wurde u. a. vom deutschen „Spiegel“ als eines der besten Skigebiete der Welt bezeichnet. Am Sonnenkopf, so heißt es, soll es mit den besten Pulverschnee der Welt geben, was mit der sehr speziellen geografischen Lage zu tun hat. Ein echtes Naturschneeparadies also!

Besonders schätzt der langjährige Mitarbeiter die stillen Momente, dann, wenn der letzte Skifahrer den Berg verlassen hat und Ruhe einkehrt. „Abends oder frühmorgens, wenn der Himmel aufklart, werden die Berge oft in ein ganz besonderes Licht getaucht. Das ist immer wieder aufs Neue wunderschön“, erzählt er. In diesen Augenblicken gibt es nur ihn, die Maschine und den Berg.

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