Existenzbedrohend

Postpartner muss nach Raubüberfall Beute ersetzen

Oberösterreich
28.02.2023 06:00

Beraubter Kiosk-Betreiber soll für 7355 Euro Schaden aufkommen. Die Versicherung zahlt in seinem Fall nicht, der Shop ist nun vorübergehend geschlossen.

Das Ehepaar Hans und Heidi H. hatte am 22. August am Marktplatz in Obernberg am Inn einen Kiosk eröffnet, in dem auch eine Postpartner-Filiale betrieben werden sollte. „Es war der ausdrückliche Wunsch der Bürger und Gemeindepolitiker“, erklärt der 51-Jährige. Das Geschäft lief auch erfreulich an, doch nach rund drei Wochen der Schock: „Am 14. September ist plötzlich ein mit Helm und Motorraddress vermummter Mann zur Tür herein, hat mir eine Schusswaffe an den Kopf und einen Zettel vor die Nase gehalten. Darauf stand in schlechtem Englisch geschrieben, dass ich die Kasse öffnen soll.“

Kein Risiko eingegangen
H. riskierte nichts und tat, was der Räuber befahl: „Ich wollte meine Frau nicht gefährden, sie hielt sich nämlich versteckt in einer Ecke auf.“ Nach etwa zwei Minuten war der Überfall vorbei, der Täter flüchtete mit 7355 €. Vom Unbekannten und der Beute – es handelte sich um das Geld aus der Kassa der Postfiliale – fehlt bis heute leider jede Spur.

Rückzahlung in Raten
„Nach dem Raub hat es seitens der Post für uns keine Betreuung gegeben. Die haben nur den Safe kontrolliert, aus dem aber ohnehin nichts erbeutet worden ist“, erzählt H. Ein Nachspiel hatte der Überfall für das Ehepaar dennoch. Am 24. Jänner flatterte beiden ein E-Mail ins Haus, worin Hans H. verpflichtet wurde, die geraubte Summe der Post in Raten rückzuerstatten. „Mir wurde erklärt, dass unsere monatliche Provision so lange einbehalten wird, bis die gesamte Summe abbezahlt ist. Da ich die Provisionsbeträge aber zur Aufrechterhaltung des Betriebes benötige, habe ich den Laden am vergangenen Mittwoch vorerst schließen müssen.“

Zitat Icon

Die Post verlangt, dass wir den Schaden aus der eigenen Tasche ersetzen. Doch wieso sollen wir für etwas bezahlen, das wir nicht verschuldet haben?

Hans H., Postpartner in Obernberg am Inn

Gegen Raub versichert
Er sei zwar gegen Überfälle versichert, doch die Oberösterreichische Versicherung vertrete den Standpunkt, ausschließlich für Beute, die den Kiosk betrifft, Entschädigungen zahlen zu müssen. Das Geld aus der Postpartner-Kassa sei darin nicht inkludiert. „Mir tun jetzt vor allem die Menschen in Obernberg leid. Täglich stehen welche mit Paketen und Briefen vor der Tür, und ich muss sie leider wegschicken“, bedauert der Kleinunternehmer.

Die WKOÖ sicherte H. rechtliche Unterstützung zu. Er überlegt auch eine Unterschriftenaktion.

„Krone“-Kommentar:Die Kräfte sind enden wollend
Es ist wohl der Albtraum der meisten Menschen, in den Lauf einer geladenen Pistole blicken zu müssen und sich vor das Ultimatum gestellt zu sehen: Geld oder Leben. Und selbst wenn man brav befolgt, was der Droher befiehlt, bleibt das Risiko, dass der andere trotzdem schießt.
Wer so etwas mitmachen muss, blickt dem Tod zumindest für Sekundenbruchteile ins Angesicht. Der Innviertler Kiosk-Betreiber Hans H. machte diese Erfahrung und steckte sie bravourös weg. Er klappte nicht zusammen, bekam kein Burnout. Er öffnete sein Geschäftslokal rasch wieder, um den Bürgern von Obernberg die gewohnten Dienstleistungen anbieten zu können. Dass er finanziell nun vielleicht zum Bauernopfer gemacht werden soll, übersteigt aber selbst seine Kräfte.

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