Aufruf von Regierung:

„Patriotische Bürger“ sollen aus Bachmut flüchten

Ukraine-Krieg
17.02.2023 12:24

Angesichts der schweren Kämpfe in der ostukrainischen Stadt Bachmut hat die Regierung in Kiew die Einwohner eindringlich zur Flucht aufgefordert. „Wenn Sie zurechnungsfähige, gesetzestreue und patriotische Bürger sind, sollten Sie sofort die Stadt verlassen“, hieß es von Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschukin am Freitag per Telegram-Nachricht an die vermutlich noch einige Tausend Verbliebenen. Der Regierung zufolge wurden zuvor fünf Zivilisten getötet und neun verletzt.

Die russischen Truppen versuchen seit Monaten, Bachmut einzunehmen. Die Stadt mit einst 70.000 Einwohnern im Gebiet Donezk steht praktisch unter Dauerbeschuss. Nach Wereschtschuks Angaben sind noch gut 6000 Zivilisten in der Stadt. Der Militärgouverneur von Donezk, Pawlo Kyrylenko, hatte die Zahl Anfang der Woche nur noch auf knapp 5000 beziffert. Die Behörden hatten damals den Zugang für Zivilisten weiter beschränkt, was zu Spekulationen führte, dass ein geordneter Rückzug vorbereitet werde.

Vor allem Ältere wollen nicht fliehen
Viele ältere Menschen harren in Bachmut aus, weil ihre Wohnung oder ihr Haus ihren einzigen Besitz darstellen und sie ihren Geburtsort nicht verlassen wollen. Manche sympathisieren auch mit Russland, das laut ukrainischen Angaben freilich seine Angriffe in der Region verstärkt. „Heute ist es überall ziemlich schwierig, denn die Zahl der Angriffe hat deutlich zugenommen“, sagte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj. „Es gibt ständige Versuche, unsere Verteidigungslinien zu durchbrechen“, sagte er über die Kämpfe in der Nähe der Stadt Kreminna nördlich von Bachmut.

Selenskyj: „Waffen sind die einzige Sprache, die Russland versteht“
Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte in seiner nächtlichen Videoansprache gesagt, seine Priorität sei es, die russischen Angriffe abzuwehren und sich auf eine mögliche eigene Gegenoffensive vorzubereiten. Gegenüber der BBC erteilte er Verhandlungen mit Russlands Präsident Wladimir Putin erneut eine Absage. Es gebe „kein Vertrauen“, meinte Selenskyj und bat erneut um Waffen aus dem Westen: „Waffen sind die einzige Sprache, die Russland versteht.“

Russland hat unterdessen laut der Nachrichtenplattform RBC Generalleutnant Andrej Mordwitschew zum neuen Kommandeur des Militärbezirks Mitte befördert. Er ersetzt Generaloberst Alexander Lapin, der zum Stabschef der Bodentruppen ernannt wurde. RBC zufolge führte Mordwitschew die russischen Einheiten bei der schicksalhaften Offensive in der südukrainischen Hafenstadt Mariupol.

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