„Sicher nicht super“

Ballettchef nimmt nach Kotattacke Stellung

Ausland
14.02.2023 17:48

Nach seiner Attacke mit Hundekot auf eine Kritikerin hat sich der Ballettchef der Hannoveraner Staatsoper öffentlich geäußert. Die Wahl der Mittel sei „sicher nicht super“ gewesen, sagte er. Im Nachhinein wisse Marco Goecke, dass es eine Überreaktion gewesen sei.

„Ich möchte mich bei allen Beteiligten, an erster Stelle bei Frau Hüster, für meine absolut nicht gutzuheißende Aktion aufrichtig entschuldigen“, teilte der 50-Jährige in einem schriftlichen Statement mit. „Es gibt einen Moment, wo ich mich persönlich angegriffen fühle“, sagte Marco Goecke zudem in einem Interview mit dem Norddeutschen Rundfunk (NDR). Er sei „ein bisschen erschrocken“ über sich selbst, aber er und seine Arbeit seien durch die Kritikerin Wiebke Hüster „über Jahre“ hinweg „beschmutzt“ worden.

Was war geschehen? Wie berichtet, hatte der deutsche Ballettdirektor der „FAZ“-Tanzkritikerin in einer Premierenpause am Samstagabend Hundekot ins Gesicht geschmiert. Zuvor soll sie der Direktor des Staatsballetts verbal attackiert haben, indem er ihr etwa vorwarf, für Abonnementskündigungen verantwortlich zu sein. 

Wie jetzt bekannt wurde, war der Hintergrund für den Übergriff eine vor wenigen Tagen erschienene Kritik von Hüster über eine seiner Choreografien, die derzeit vom renommierten Nederlandse Dans Theater aufgeführt wird. In dem Artikel, der unter anderem auch im Internet nachzulesen ist, nannte sie die Inszenierung eine „Blamage und eine Frechheit“ und schrieb, die Zuschauerinnen und Zuschauer würden dabei „abwechselnd irre und von Langeweile umgebracht“.

Kritiken auf „Niveau eines Scheißhaufens“
Die Kritiken seien „auf dem Niveau eines Scheißhaufens“, sagte Goecke. Dass er zu Hundekot gegriffen habe, sei ein „Zufall“ gewesen. Goecke habe während der Konfrontation gerade eine Sackerl mit Hinterlassenschaften seines Hunds bei sich gehabt, die er eigentlich nur habe entsorgen wollen. „Im Nachhinein wird mir klar bewusst, dass dies eine schändliche Handlung im Affekt und eine Überreaktion war“, sagte Goecke in einem schriftlichen Statement am Dienstag.

Er wurde nach dem Vorfall mit sofortiger Wirkung suspendiert und erhielt ein Hausverbot in der Staatsoper. Der Chefchoreograf und Ballettdirektor habe durch seine „impulsive Reaktion“ gegenüber der Journalistin „gegen alle Verhaltensgrundsätze der Staatsoper Hannover verstoßen“, die Betroffene „persönlich zutiefst beleidigt“ und Mitarbeitende sowie Öffentlichkeit „auf das Extremste verunsichert“, hieß es in einer Mitteilung der Staatsoper.

Goecke ist ein preisgekrönter Choreograf, der an vielen Ballettbühnen im In- und Ausland arbeitet. Seit 2019 ist der 50-Jährige Ballettdirektor des Staatsballetts Hannover, das zur dortigen Staatsoper gehört. Im Lauf seiner Karriere entwickelte er nach Angaben des Theaters bereits mehr als 60 Choreografien, die zum Repertoire von Ensembles von Paris über Berlin bis Zürich gehören. Im vergangenen Jahr erhielt er den Deutschen Tanzpreis.

Hüster arbeitet für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Das Blatt schrieb von einem „demütigenden Akt“ sowie einer „Grenzüberschreitung“, die das „gestörte Verhältnis eines Kunstschaffenden zur Kritik“ offenbare. Die Polizei ermittelt wegen Körperverletzung und Beleidigung.

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