Strafen „einkassiert“

Spielsucht verfallen: Polizist wird zum Dieb

Die eingehobenen Geldstrafen flossen in die eigene Tasche (Symbolbild).

(Bild: Wallner Hannes)

Normalerweise legt er Langfingern das Handwerk. Nun stand ein Polizist in Niederösterreich selbst wegen Diebstahls und Amtsmissbrauch vor Gericht. Bedingte Haftstrafe für den 27-Jährigen!

Es hat alles schleichend begonnen und schlussendlich sein Leben zerstört. Die Vorliebe für Sportwetten samt hohen Spielschulden ließen einen 27-jährigen Polizisten „die Seiten wechseln“. Unter großem Aufsehen und mit mehr als 20 Kollegen im Nacken fand er sich Donnerstagmorgen auf der Anklagebank des Landesgerichts St. Pölten wieder. Denn der dienstführende Beamte soll von Jänner 2020 bis August 2022 eingehobene Strafmandate nicht ordnungsgemäß abgeführt und auch Geld aus der Gemeinschaftskasse des Postens gestohlen haben.

Gescheiterte Existenz
134 Mal habe er bei Anhaltungen 50 Euro wegen Telefonierens am Steuer einkassiert. Mit verloren gemeldeten Organmandat-Blöcken von sich und zwei Kollegen quittierte er täuschend echt die Strafzahlungen, ließ das Geld aber in die eigene Tasche fließen. Bis ihm Kollegen auf die Schliche kamen und die Sache meldeten.

„Es war eine Mischung aus krimineller Energie und unglaublicher Verzweiflung“, versuchte die Verteidigung die Hintergründe zu beleuchten. „Ich habe lange nicht gemerkt, dass es zum Problem wird“, gibt der suspendierte Polizist kleinlaut zu Protokoll. Der innere Zwang zu spielen habe ihn immer tiefer hineingezogen: Kreditraten, private Trennung und psychische Problem hätten erst die Alarmglocken schrillen lassen. Eine Therapie folgte.

Beamter suspendiert - Disziplinarkommission entscheidet
Seine berufliche Zukunft ist seither mehr als ungewiss: Denn mit der rechtskräftigen Verurteilung zu neun Monaten bedingter Haft entscheidet nun die polizeiinterne Disziplinarkommission über alles Weitere.