„Krone Vorarlberg“-Autor Harald Petermichl setzt sich in seiner aktuellen „Ach, übrigens“-Kolumne mit Spezialeinheiten, Nachwirkungen der Fußball-WM 2022 und eingeflogenen Frisören auseinander...
Immer dann, wenn etwas nicht so rund läuft, wie es sollte, wird gerne eine Taskforce installiert, eine „für einen begrenzten Zeitraum eingerichtete Arbeitsgruppe zur Lösung von zumeist komplexen Aufgaben“. Die zu bearbeitenden Themen sind mannigfaltig und reichen von „Gegen die Gewalt in Favoriten“, weil sich laut dem dortigen Jugendbeauftragten besonders in der Per-Albin-Hansson-Siedlung, dort wo Joy Pamela Rendi-Wagner aufgewachsen ist, „junge Menschen abends nicht mehr aus den Häusern trauen“, bis hin zur jüngst eingerichteten Sondereinheit, die nach den Gründen für die überstürzte Abreise des DFB-Teams vom Persischen Golf suchen soll. Damit das aber nicht allzu anstrengend wird, vertraut man blind auf den DFB-Korpsgeist und hat darauf verzichtet, externe Fachleute oder gar Frauen einzubinden. Ist sicher deutlich entspannter.
Einem geht das aber alles nicht schnell genug und so ist DFB-Vize Ralph-Uwe Schaffert kürzlich vorgeprescht, um die Gründe für die kostspieligen Hotelstornierungen in Qatar mit den Worten „Wenn sich die deutschen Nationalspieler wie Äffchen die Münder zuhalten und sich den Friseur ins Hotel bestellen, muss man sich nicht wundern, wenn sie gegen Japan verlieren“ in geradezu atemberaubendem Populismus auf den Punkt zu bringen. Zwar bedauert der ehemalige Vorsitzende des Oberlandesgerichtes Celle den Äffchen-Vergleich inzwischen („Das würde ich heute so nicht mehr sagen“), aber die Sache mit den Barbieren steht nun mal im Strafraum und die Taskforce wäre daher wohl gut beraten, ihre Arbeit nicht auf mögliche Schwachstellen im System DFB, sondern auf das Thema „Nationalspieler und ihre Figaros“ zu fokussieren.
Zumal wir wissen, dass bei der WM 2014 der Titelgewinn fast daran gescheitert wäre, dass Mesut Özil nach einem Monat fern der Heimat mit seiner Haartracht bzw. -pracht unzufrieden war (daher rührt vermutlich der damals häufige Vorwurf, er würde pomadig spielen) und mit „Ulvi“ den Coiffeur seines Vertrauens aus Stuttgart einfliegen lassen wollte, woraus aber nichts wurde. Dass dann doch noch alles gut ging, war vermutlich purer Zufall, weshalb die Taskforce jetzt endgültig das Übel an der Haarwurzel packen sollte. Denn das Äffchen-Thema bedarf spätestens seit Mario Balotellis Satz „Ich habe nichts gegen Affen, weil ich mir zu 100 Prozent sicher bin, dass ein Affe schlauer ist als ein Rassist“ keiner weiteren Bearbeitung und was die Grundstrukturen betrifft, scheint beim DFB im Gegensatz zum Bezirk Favoriten eh alles leiwand zu sein.
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