Impftag in Österreich

Covid-19-Vakzine waren Ausweg aus Pandemie

Politik
21.01.2023 14:22

Die Covid-19-Impfstoffe waren das entscheidende Mittel, mit dem Österreich relativ gut durch die Pandemie gekommen ist. In Österreich hat allerdings die politische Durchsetzung der Impfpflicht viel Porzellan zerschlagen, erklärte am Samstag Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) beim Österreichischen Impftag. 

Laut allen wissenschaftlichen Studien sind zumindest drei Impfungen für einen guten Schutz notwendig. Die Wiener Vakzinologin Ursula Wiedermann-Schmidt hatte die Fortbildungsveranstaltung für Ärzte und Apotheker am Samstag mit dem Untertitel „The good, the bad & the ugly“ versehen. Gesundheitsminister Johannes Rauch war zu der Eröffnung der Tagung persönlich gekommen.

Long Covid als „The ugly“
Das Gute, so die Expertin: „Es gibt durch die Pandemie einen enormen Booster in der Impfstoffentwicklung auch für andere Erkrankungen.“ Schlecht seien hingegen Aspekte der Kommunikation zur Covid-19-Impfung zu sehen, „die nicht immer gut gelaufen“ sei. Außerdem kehrten durch entstandene Impflücken andere Erkrankungen zurück, die durch Immunisierungen kontrolliert werden könnten. „The ugly“ sei schließlich Long Covid als eine der Folgen der Pandemie.

„Es war die Impfung, die uns letztendlich einigermaßen gut durch die Pandemie gebracht hat“, sagte Rauch. „Großartig“ sei der Erfolg der Wissenschaft in der schnellen Entwicklung der Covid-19-Impfstoffe gewesen, eine Erfolgsgeschichte auch die rasche breite Zurverfügungstellung der Vakzine in der EU. Aber, so der Minister, das Thema der Impfpflicht sei in Österreich politisch „nicht wirklich gut“ gemacht worden.

Die Vorsitzende des Nationalen Impfgremiums, Ursula Wiedermann-Schmidt (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Die Vorsitzende des Nationalen Impfgremiums, Ursula Wiedermann-Schmidt

Schnelle Umsetzung war bedeutsam
Die wissenschaftlichen Errungenschaften - vor allem der mRNA-Vakzine - hob die deutsche Virologin Ulrike Protzer (TU München) hervor. Die Technologie sei schon rund zehn Jahre lang bekannt gewesen, schnelle Umsetzung für die Covid-19-Vakzine und deren großvolumige Produktion hätten den großen Fortschritt bedeutet. Die Wirksamkeit sei auch besser als die - zum Beispiel in China - schnell entwickelten Impfstoffe mit inaktivierten SARS-CoV-2-Viren. „Wir wussten, dass solche Impfstoffe gegen respiratorische Infektionen nicht genug wirksam sind.“

Ulrike Protzer betonte, dass sich die Öffentlichkeit oft auch zu viel Hoffnungen gemacht habe: „Das sind Covid-19-Impfstoffe. Sie wurden entwickelt, um die Krankheit Covid-19 zu verhindern. Es sind keine SARS-CoV2-Impfstoffe.“ Wie zum Beispiel auch bei anderen Infektionen der Atemwege könne man damit eine Ansteckung nur zum Teil verhüten.

„Impfung hat wirklich viel gebracht“
Die Virologin über die Effekte der Covid-19-Impfung: „In den USA war die Todesrate sehr hoch, in Deutschland waren wir ganz gut, in Japan war man noch viel besser.“ In Deutschland (Österreich ähnlich; Anm.) ließen sich rund 65 Prozent dreimal impfen. Dass die Todesraten nach SARS-CoV-2-Infektion von anfänglich fünf auf mittlerweile unter 0,5 Prozent gesunken sei, wäre zu einem Gutteil der Effekt der Vakzine. „Da hat die Impfung wirklich viel gebracht.“

Das gelte auch für die BA.5- und andere neuere Virusvarianten, so die Expertin. „Das BA.5-Virus ist von der Immunigenität her ein anderes Virus. Trotzdem hält der Effekt der Impfung an.“ Eine Boosterung mit einer neuen auf BA.4/5 angepassten Vakzine bringe noch einmal eine um das 2,7-Fache geringere Hospitalisierungsrate bei einer Durchbruchsinfektion.

Virologin Ulrike Protzer (Bild: AFP)
Virologin Ulrike Protzer

„Dieses Virus ist einfach schlau“
Ulrike Protzer: „Dieses Virus ist einfach schlau.“ Trotzdem habe die Impfung enorme Vorteile gebracht. „Wir sind in einer Situation angekommen, in der wir mit der Infektion gut leben können.“

Fazit:
Drei Impfungen gegen Covid-19 sind laut der Münchener Virologin das Minimum, um optimalen Schutz zu haben. Risikopersonen sollten jedenfalls eine vierte Impfung bekommen. Eine SARS-CoV-2-Infektion ohne Impfung bringt wenig. Die Antikörper von Genesenen sind um die Hälfte schwächer als jene, welcher der Körper nach der Impfung bildet.

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