„Die Krise öffnet den Blick für das Wesentliche“, sagt der evangelische Superintendent Wolfgang Rehner im Heiligabend-Gespräch mit der „Steirerkrone“.
Zuerst eine Pandemie, nun der Krieg und die Teuerung. Wie passt das zu einem heimeligen Fest wie Weihnachten?
Die Krise öffnet auch den Blick für das Wesentliche. Weihnachten war ja nie stressfrei. Wer sich vorstellt, dass Maria und Josef in der Sänfte nach Bethlehem getragen wurden, liegt falsch. Das war absoluter Stress und weder kuschelig noch heimelig. Weihnachten ist im Ursprung ein Ereignis der Auslieferung an die Unfreundlichkeit dieser Welt. Mit Weihnachten macht Gott sich angreifbar im ursprünglichen Sinn des Wortes. Und ich glaube, wir sind in Zeiten wie diesen, in denen es nicht zugeht wie gewohnt, offener für die Botschaft dieses Festes.
Das Jahresmotto der „Steirerkrone“ ist Mut. Wie sehr ist Mut für Sie ein Teil des Glaubens?
Die Weihnachtsbotschaft lautet: Fürchtet euch nicht! Das ist eine klassische Mutmachbotschaft. Auch wenn wir an die Gestalt der Maria denken, steckt dahinter eine fantastische Geschichte der Ermächtigung. Das ist eine Frau, die im Normalfall in der Geschichte namenlos geblieben wäre, weil sie in keinerlei Form privilegiert war. Für mich persönlich spielt Mut auch in das Motto hinein, das ich bei Antritt meines Amtes als Superintendent gewählt habe: Halt und Hoffnung. Und die Frage ist ja, auf welcher Basis wir Menschen ermutigen: Woher nehmen wir unsere Hoffnungen und wo finden wir unseren Halt? Und da ist für mich ganz klar: Das ist die biblische Botschaft und das ist unser christlicher Glaube.
2022 war in der evangelischen Kirche das „Jahr der Schöpfung“. Das bedeutet?
Wir haben uns unter anderem mit der Schöpfungsverantwortung beschäftigt und gefragt, wie wir auf die Klimakrise reagieren. Auch da stellt sich immer wieder die Frage nach der Ermutigung, wo wir den Ansatz finden, dass wir die Menschen dazu ermutigen, dankbar auf diese wunderbare Welt zu sehen - auch bei aller Krisenhaftigkeit. Aber es geht darum zu erkennen, welch ein Überfluss uns da von der Natur geschenkt wird. Und erst wenn wir den Blick dafür bekommen, wie reich diese Welt ausgestattet ist, können wir mit Mut daran gehen, diese Welt auch für die nächsten Generationen zu bewahren.
In Ihrer Funktion bedeutet Weihnachten auch Stress. Wie schaffen Sie es, den Tag auch zu genießen?
Für evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer bedeutet Weihnachten einen dichten Dienstplan und auch einen schwierigen Spagat zwischen Beruf und Familie. Im heurigen Jahr sind unsere Enkelkinder am 23. Dezember bei uns und wir werden vorfeiern. Ich habe ganz generell größten Respekt vor Menschen, die zu Weihnachten auf Gemütlichkeit in der Familie verzichten, um etwa in der Pflege zu arbeiten oder ehrenamtlich den Bedürftigen zu helfen.
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