Weihnachts-Interview

Herr Bischof, wo braucht es heutzutage viel Mut?

Steiermark
24.12.2022 07:00

Das heurige Jubiläum der „Steirerkrone“ steht unter dem Motto Mut. Der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl erzählt im großen Weihnachts-Interview über Courage im Jahr 2022.

War Jesus ein mutiger Mann?
Er war ein mutiger Mann, weil er ganz bewusst in Erinnerung gerufen hat, worum es wirklich geht: die Beziehung zu Gott zu leben. Damit eckte er an. So wie er aneckte, als er Händler und Geldwechsler aus dem Jerusalemer Tempel vertrieb und dabei predigte, dass der Tempel als „Haus des Gebets“ dem Gottesdienst vorbehalten bleiben solle.

Denken wir zum Beispiel an den Abwehrkampf der Ukrainer: Hat es 2022 besonders viel Mut gebraucht?
Es braucht grundsätzlich schon Mut, angesichts der vielen Meldungen über Leid und Elend nicht zu verzweifeln. Ich tu mir da leichter, weil ich um Gott weiß, aber das trifft nicht auf jeden zu. Es gibt wahnsinnig viele mutige Menschen: in der Ukraine, in Syrien, im Libanon, im Jemen, in Afghanistan, Iran, Irak, Nigeria und in vielen Ländern mehr. Frauen und Männer, Christen und Muslime müssen Mut beweisen, um sich gegen Verfolgung, Vertreibung und Unrecht zu stemmen.

Ist es auch mutig, in Zeiten wie diesen, Christ zu sein?
Aktuellen Untersuchungen zufolge gibt es derzeit die stärkste Christenverfolgung, die es seit Menschengedenken gegeben hat. Sich zu seinem Gott zu bekennen und zu seinem Glauben zu stehen, braucht Mut. Die Wirklichkeit Gottes ist heutzutage leider für viele ein Fremdwort geworden.

Wie können Sie Menschen Mut machen, die angesichts massiver Teuerungen und wirtschaftlicher Probleme verzweifelt sind?
Es braucht Mut, zur Not zu stehen. Und De-Mut, sich das Angewiesensein auf Hilfe einzugestehen. Ich kann nur an alle appellieren, wach zu sein, wenn es Nachbarn schlecht geht. Wir versuchen das etwa über die Pfarrcaritas. Und ich appelliere auch an alle: Seid auch mutig zu sagen, ich muss nicht alles haben! Mich eingeschlossen, haben wir es verlernt, mit ein bisschen weniger Besitz auch gut zu leben: Brauchen wir denn jedes Jahr ein neues Handy?

Oft wird von Gläubigen der Wunsch an die Kirche herangetragen: Zeigt mehr Mut beim Zölibat, bei der Zulassung von Frauen zum Priesterdienst, der Homosexuellen-Ehe usw. Was antworten Sie diesen Menschen?
Gegenfrage: Braucht es nicht auch Mut, sich nicht immer nach dem Zeitgeist zu richten? Wir müssen da auf das große Ganze schauen. Sorgen wir dafür, dass endlich einmal die Gleichstellung der Frauen umgesetzt wird. Hier ist die Kirche weltweit mutig, wenn sie darum kämpft - auch gegen den Widerstand von vielen Machthabern.

Wie verbringt der steirische Diözesanbischof heute den Heiligen Abend?
Er beginnt um 5.45 Uhr mit der Abfahrt nach Bärnbach zur letzten Rorate am Heiligen Berg. Dann geht es mit dem Landeshauptmann nach Stübing ins SOS-Kinderdorf, danach zur Berufsfeuerwehr und Arche 38. Licht ins Dunkel steht natürlich auf dem Programm, um 23 Uhr freue ich mich auf die Christmette im Dom. Und hoffentlich schaffe ich es noch, durchs Haus zu gehen und zu räuchern.

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