Streit ums Geld

Leere Versprechen enttäuschen Flüchtlings-Helfer

Oberösterreich
21.10.2022 06:00

Fünf Monate lang beherbergte eine Frau aus Vöcklamarkt in Oberösterreich eine Familie aus der Ukraine bei sich Zuhause. Doch statt den versprochenen 300 Euro, erhielt sie plötzlich einen ganz anderen Betrag. Sie erzählt ihre Geschichte in der „Krone“.

„Ich bin einfach nur maßlos enttäuscht, dass man uns so legen kann“, eine 36-Jährige aus Vöcklamarkt ist auf die heimische Politik gar nicht gut zu sprechen. Die vierfache Mutter hatte am 4. Mai eine dreiköpfige ukrainische Familie aufgenommen, die aus Kiew geflüchtet war und beherbergte diese bis Ende September. Dann zogen die Flüchtlinge in ein Großquartier, weil sie die Gastfreundschaft nicht länger beanspruchen wollten.

Eine wunderbare Erfahrung
„Sie haben in unserem Gästezimmer mit eigenem Bad gewohnt. Beide Eltern haben online gearbeitet, auch die Tochter bekam Online-Unterricht. Wir haben Küche und Wohnbereich miteinander geteilt, sie haben sehr oft mit uns gegessen. Es war eine wunderbare Erfahrung. Aber wie wir behandelt wurden, als wir die versprochenen 300 Euro Unterstützung beantragt haben, war ein Wahnsinn.“

Was war passiert?
Der Antrag wurde ordnungsgemäß bei der Volkshilfe gestellt. Doch letztendlich bekamen die Ukrainer pro Monat lediglich 123 Euro, die sie an die Familie weitergaben. „Die Politik hatte kommuniziert, dass für zwei Vertriebene im Haushalt bis zu 300 Euro Betriebskosten abgerechnet werden können. In der Realität werden die Unterlagen, die der Vermieter bei der Volkshilfe einreicht und die in weiterer Folge an die Grundversorgungsstelle des Landes geschickt werden, sehr genau überprüft. Nach dieser Überprüfung wird ein Betrag festgelegt, der zur Auszahlung kommt“, erklärt Andreas Schmolmüller von der Volkshilfe.

Zitat Icon

Aus der Praxis wissen wir, dass die 300 Euro sehr selten ausbezahlt werden. Die Prüfer argumentieren zum Beispiel, dass im Haus auch ohne Vertriebene geheizt werden muss.

Andreas Schmolmüller, Volkshilfe

„Vermutlich keinen Mietvertrag abgeschlossen“
Edin Kustura vom Büro des Integrationslandesrates Wolfgang Hattmannsdorfer sagt dazu: „Die finanziellen Leistungen für Unterkunftgeber sind österreichweit gleich: Mietzuschuss, dafür ist ein Mietvertrag Voraussetzung. Bei Einzelpersonen gibt es maximal 150 Euro pro Monat, bei Familien maximal 300 Euro. Die betreffende Dame hat vermutlich keinen Mietvertrag abgeschlossen, sondern einen Prekariumsvertrag.“ In diesem konkreten Fall dürfe die Frau als Quartiergeber also nur tatsächliche Kosten abrechnen und keine Miete. Hilfsorganisationen seien dazu angewiesen, vor Ort auf diesen Umstand hinzuweisen.

In OÖ sind 7211 Vertriebene aus der Ukraine angemeldet. 6355 sind in der Grundversorgung, davon wohnen 5419 in Privatquartieren. Aktuell werden wieder verstärkt Quartiere – vor allem im Zentralraum – benötigt, weil das Land OÖ erwartet, dass es nach einigen Monaten Unterbringung auch von den Quartiergebern bzw. den Vertriebenen zu Wechselwünschen kommt.

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