Nickelsdorf ist eine der Flüchtlings-„Hochburgen“ im Burgenland. Davon können auch zwei Zeitungsausträgerinnen ein Lied singen.
Seit Jahren sind Karoline Patatsek-Weiss und ihre Mutter Theresia Weiss in Nickelsdorf unterwegs, um die Leserschaft mit Kronen Zeitung & Co. zu versorgen. Die Zeitungen werden in der Nacht beim aufgelassenen Polizeiposten angeliefert, von dort müssen die beiden Frauen sie holen. Ihre Tour beginnt um 2.30 Uhr in der Nacht.
„Oft genug sitzen dann die Flüchtlinge einfach auf den Zeitungen und gehen auch nicht runter. Also rufen wir die Polizei“, erzählen die Zeitungsausträgerinnen. Ob sie sich vor den Männern fürchten? Ja. Ohne Pfefferspray gehen die Frauen nicht mehr auf ihre Tour.
Oft genug sitzen dann die Flüchtlinge einfach auf den Zeitungen und gehen auch nicht runter. Also rufen wir die Polizei.
Karoline Patatsek-Weiss und ihre Mutter Theresia Weiss
Männer auch manchmal aggressiv
Denn es passiert auch, dass die Männer aggressiv werden. „Sie verlangen Zigaretten oder Geld, und wenn man es ihnen nicht gibt, kann es schon sein, dass sie einen einschüchtern wollen“, so die Nickelsdorferin. „Letztens hat einer mit der Faust auf mein Auto eingeschlagen“, erzählt sie. Auch bei Schlepperaufgriffen haben sie schon geholfen und standen deshalb für Zeugenaussagen des Öfteren vor Gericht.
„Wir sehen fast täglich Schlepper und rufen die Polizei. Einmal ist meine Tochter auch einem Schlepper nachgefahren. Den hat die Polizei dann in Gattendorf gefasst – wie sich herausgestellt hat, hatte er schon viele Flüchtlinge nach Österreich gebracht.“
Die beiden sind immer auf der Hut. Aber es passiert oft, dass sie aussteigen, und wenn sie zurückkommen, sitzen plötzlich fremde Männer im Auto - die sich weigern auszusteigen. „Sagen wir so. Die Polizisten beim Notruf wissen schon, wer anruft, wenn wir Nickelsdorf sagen. Auch wenn die Diensthabenden immer wechseln.“
„Im Dorf ist die Stimmung gespalten“
Die beiden beobachten das Flüchtlingsaufkommen seit 2015. „Im Moment ist es wieder besonders schlimm“, sind sie sich einig. Im Dorf ist die Stimmung gespalten. Einige haben Angst, denen muss Theresia Weiss die Zeitung beim Fenster hineingeben, weil sie sich nicht trauen hinauszugehen. Andere wiederum empfinden die Flüchtlinge als bedauernswert.
„Man weiß nie, ob sie nicht auch einmal ein Messer eingesteckt haben“
Die Zeitungslieferantinnen sind täglich mit der Causa konfrontiert. Für sie ist es vor allem anstrengend. Weil es ihre Arbeit oft verzögert, sie aber auch nie wissen, wie die Männer reagieren. „Wir haben zwar den Pfefferspray immer griffbereit. Aber man weiß ja nie, ob sie nicht auch einmal ein Messer oder Ähnliches eingesteckt haben.“ Am Dientag starten die Frauen die nächste Tour. Wie jeden Tag wird auch diesmal die Angst mit dabei sein.
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