Lösungen der Politik?

Endloser Transit: Verkehr bleibt Tirols Sorgenkind

Tirol
17.09.2022 09:00

Der Verkehr muss auf die Schiene, heißt es von allen ständig. Die Realität schaut aber (derzeit) anders aus. Welche Lösungsvorschläge liefern die Kandidaten für die Tiroler Landtagswahl? Die „Krone“ hat nachgefragt.

51 Millionen Tonnen an Gütern wurden im Vorjahr über den Brenner gebracht. Das meiste davon, nämlich 73 Prozent, auf der Straße, der Rest auf der Schiene. Deren Anteil ist allen Beteuerungen zum Trotz in den vergangenen Jahren gesunken. Zumindest bei der Rollenden Landstraße, (RoLa) also dem „Huckepack-Transport“ der Lkw auf der Bahn, konnten im abgelaufenen Jahr Steigerungsraten erzielt werden. Das geht aus dem aktuellen Verkehrsbericht des Landes Tirol hervor.

(Bild: Krone KREATIV)

Im Jahr 2021 wurden auf der RoLa-Brennerachse 160.353 Lkw transportiert. Dies bedeutete eine Steigerung gegenüber dem Jahr 2020 um 28,8 Prozent (35.878 Lkw mehr). Diese Menge wurde zuletzt im Jahr 2017 erreicht. Gemessen am Gesamtaufkommen von Lkw am Brenner von 2,5 Millionen fällt der RoLa-Anteil bescheiden aus. Dieser Rekordwert stammt aus Zeiten vor der Pandemie und wird heuer aller Voraussicht nach wieder erreicht werden.

Notmaßnahmen bieten keine Lösung
Tirols Notmaßnahmen wie Blockabfertigung und Sektorale Fahrverbote eignen sich offenbar nur, um den Verkehrsinfarkt zu verhindern, aber nicht, um eine Trendwende einzuleiten.

Sie bringen Tirol aber jede Menge Kritik der Frächternationen ein, die mit Klagen drohen. Gleichzeitig setzen sie vereinbarte Maßnahmen wie automatische Dosierung oder Korridormaut von München bis Verona nicht um. Die Verkehrsagenden waren bislang bei den Grünen beheimatet, sie waren gleichzeitig aber auch „Chefsache“. Die Reduktion auf eine Million Transit-Lkw am Brenner stand im Regierungsübereinkommen von Schwarz-Grün. Das Verkehrsaufkommen in Tirol (Bundes- und Landesstraßen) wird von 160 Dauerzählstellen erfasst.

Kämpfen am 25. September um Stimmen: Markus Abwerzger, Dominik Oberhofer, Georg Dornauer, Andrea Haselwanter-Schneider, Anton Mattle und Gebi Mair (von links) (Bild: Christof Birbaumer, Krone KREATIV)
Kämpfen am 25. September um Stimmen: Markus Abwerzger, Dominik Oberhofer, Georg Dornauer, Andrea Haselwanter-Schneider, Anton Mattle und Gebi Mair (von links)

Die „Tiroler Krone“ hat bei den Spitzenkandidaten nachgefragt, wie sie das Problem lösen wollen. 

Anton Mattle (ÖVP): Kampf um die Korridormaut
Solange sich auf europäischer Ebene nichts bewegt, wird sich Tirol weiter mit Blockabfertigungen und Fahrverboten gegen die Transitlawine zur Wehr setzen. Um für echte und nachhaltige Entlastung zu sorgen, braucht es eine Korridormaut und ein intelligentes Lkw-Dosiersystem von Nordbayern bis nach Trient. Zudem muss der Güterverkehr von der Straße auf die Schiene. Hier sind vor allem unsere Nachbarn gefordert: mit Zulaufstrecken für den BBT und Verladeterminals.

Georg Dornauer (SPÖ): „Verkehr verlagern“
Solange sich auf europäischer Ebene nichts bewegt, wird sich Tirol weiter mit Blockabfertigungen und Fahrverboten gegen die Transitlawine zur Wehr setzen. Um für echte und nachhaltige Entlastung zu sorgen, braucht es eine Korridormaut und ein intelligentes Lkw-Dosiersystem von Nordbayern bis nach Trient. Zudem muss der Güterverkehr von der Straße auf die Schiene. Hier sind vor allem unsere Nachbarn gefordert: mit Zulaufstrecken für den BBT und Verladeterminals.

Gebi Mair (Grüne): „Massiver Ausbau der Öffis“
Wir wollen Menschen, die unter hohen Spritpreisen stöhnen, nachhaltig entlasten. Das geht durch einen massiven Öffi-Ausbau und durch günstigere Tickets. Es braucht regelmäßige Takte und einen Ausbau der Schiene, zum Beispiel als Bahn-Fernpasstunnel oder zweigleisig ins Oberland. Gegen den Lärm der Autobahn konnten wir die Gelder für Lärmschutz von 32 auf 62 Mio. € fast verdoppeln. Um Lkw auf der Autobahn dosieren zu können, brauchen wir mehr Polizei vom Bund.

Markus Abwerzger (FPÖ): „Lkw kontrollieren“
Die ÖVP hat den Transitkollaps zu verantworten, die versprochene Reduzierung auf eine Million Lkw war eine Lüge, es braucht mehr Druck auf die Nachbarländer, wenn es um den Ausbau der Zulaufstrecken des Brenner Basistunnels geht. Die RoLa gehört neu strukturiert und ausgebaut. Schärfste Kontrollen der Lkw auf Zustand der Fahrzeuge, Lenker, AdBlue-Betrug. Im Wipptal braucht es den Luegtunnel und keinen Brückenneubau. Wir sagen Nein zu Temporeduktionen für Pkw.

(Bild: Birbaumer Christof)

Dominik Oberhofer (Neos): Verkehr wird wachsen
Mit rund 2,5 Millionen Lkw-Fahrten im Jahr ist der Schwerverkehr am Brenner seit Jahren Verkehrsspitzenreiter und belastet Tirols Bevölkerung. Fakt ist: Der Verkehr wird zwar sauberer und leiser - künftig jedoch weiterwachsen. Bis alle Lkw über die Schiene rollen, muss der Transit mit innovativen Konzepten verringert werden. Das können wir Neos. Um dem Boom des Fahrrades gerecht zu werden, braucht es eine noch besser funktionierende Rad-Infrastruktur in ganz Tirol.

Andrea Haselwanter-Schneider (Liste Fritz): Mehr RoLa und Öffis
Ein Lkw reiht sich landauf landab an den nächsten. Staus, Lärm und schlechte Luft belasten die Menschen in Tirol. Abfahrverbote an neuralgischen Verkehrspunkten entlang der Inntal- und Brennerautobahn, Kontingente für Lkw-Fahrten, eine Attraktivierung der RoLa und ein massiver Ausbau von Lärmschutz und Öffi-Angeboten sollen dazu beitragen, dass die Tirolerinnen und Tiroler wieder aufatmen können. 20 Jahre Luftsanierungsgebiet Tirol sind nämlich genug!

Elfriede Hörtnagl-Zofall (MFG): Neue „Tirol-Maut“
Eine Tirol-Maut für Transit und Reiseverkehr. ÖVP und Grüne haben ihr Versagen eingestanden. Eine Korridormaut gibt es bis heute nicht. Flexibel gestaltbare Arbeitszeiten verhindern Fahrgemeinschaften. Mehr Öffis sind nicht überall die Lösung. Dezentralisierung - Arbeiten, Fertigungsschritte, Bildschirmarbeit von zu Hause aus erledigen. Verkehr auf Bahn und Autobahn muss fließen. Regionaler Ziel- und Quell-Verkehr ist bedingt durch das (Konsum-)Verhalten der Menschen steuerbar.

Pia Tomedi (KPÖ): Amazon Durchfahrt verbieten
Als KPÖ setzen wir an bei der Frage, wer vom gestiegenen Verkehrsaufkommen am stärksten profitiert? Die Steigerung der Mobilität geht Hand in Hand mit der Steigerung der Konzerngewinne. An erster Stelle steht der US-Handelsriese Amazon. Die KPÖ fordert deshalb ein Ein- und Durchfahrtsverbot nach Tirol für Amazon und dessen Produkte. Das würde den 24h-Verkehrsstrom durch Tirol entschärfen, das lokale Kleingewerbe stärken sowie Mensch und Natur entlasten.

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