Ludwigs Entzauberung. Mann der Woche: Ist das Bürgermeister Michael Ludwig? Oder sein Widersacher Finanzminister Magnus Brunner? Die beiden Herren stehen in der Causa Wien Energie im Ring. Freilich nur im symbolischen Ring, genauer: in zwei verschiedenen Ringen. Denn Auge in Auge haben die beiden Spitzenpolitiker von ÖVP und SPÖ einander in den vergangenen Tagen offenbar nicht gesehen. So richtet man sich gegenseitig alles Mögliche aus. Wie ein Sieger wirkt dabei der Wiener Bürgermeister nicht. Und so betitelt auch „Krone“-Innenpolitikerin Ida Metzger ihr heutiges „Politik Inoffiziell“ kurz und schmerzvoll mit „Ludwigs Entzauberung“. Sie macht darauf aufmerksam, dass es sich bei der Wien-Energie-Misere, die Ludwig ganz und gar nicht als Affäre sehen will, um die schwerste Krise der Wiener SPÖ seit vielen Jahren handle und berichtet auch von einem schweren Zerwürfnis Ludwigs mit dem ÖGB. Metzger erinnert daran, dass Michael Ludwig mit seiner Bewältigung der Corona-Krise noch vor kurzem selbst hinter dem so Wien-kritischen Semmering hohes Ansehen genossen habe. Doch dieses Image habe er innerhalb weniger Tage verspielt. Für immer? Das kann man heute noch nicht beurteilen. Freilich vergessen die Wähler oft schnell.
„Ka gmahte Wiesn“.Apropos Wähler: Diesen muss sich Ludwig ja in absehbarer Zeit ohnehin nicht stellen. Das müssen - oder besser wollen - dagegen sieben andere Herren. So viele sind es letztlich geworden, die genug Unterschriften gesammelt haben, um am 9. Oktober auf dem Stimmzettel zur Bundespräsidentenwahl stehen zu können. Fast alle fallen in die klischeehafte Kategorie „alte weiße Männer“. Weit und breit keine Frau, Altersschnitt, wenn ich mich nicht verrechnet habe, 56,5 Jahre. Und alles läuft auf eine Wiederwahl des Amtsinhabers Alexander Van der Bellen hinaus. Oder doch nicht? Der amtierende Bundespräsident selbst greift, wie zuletzt öfter, zum Dialekt und sagt: „Es ist ka gmahte Wiesn.“ Das ist einerseits Taktik, um seine Sympathisanten in die Wahllokale zu locken, statt daheim zu bleiben, und es ist andererseits vermutlich auch nicht ganz von der Hand zu weisen: VdB-Gegnern gelingt es immer besser, ihn als Kandidat, ja sogar als Verkörperung des „Systems“ zu punzieren. Und das System - das scheint gerade kaum noch mehrheitsfähig zu sein.
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