Nach Drogenkonsum

„Meine Tochter wurde am Straßenrand gefunden“

Tirol
24.08.2022 15:00

Völlig verzweifelt ist die Mutter von Anna (15) aus Tirol. Sie ist drogenabhängig, kämpft um ihr Leben, „doch Hilfe gibt es keine“. Es ist einer von mehreren tragischen Fällen, die zuletzt bekannt wurden. Den Eltern sind durch die Rechtslage die Hände gebunden.

„Ich finde keinen anderen Ausweg mehr, als an die Öffentlichkeit zu gehen“, sagt die Tirolerin. Seit rund zwei Jahren habe Anna (Name geändert) Drogenprobleme. „Mit 13 Jahren wurde sie das erste Mal erwischt, ich wandte mich an Psychologen. Diese erstellten ein Hilfspaket. Aber bis alles in die Gänge kam, war es leider zu spät“, erklärt sie, „nach vier Tagen, an denen meine Tochter unauffindbar war, wurde sie an einem Straßenrand im Zillertal gefunden. Sie wäre fast an Benzodiazepinen gestorben.“

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Ich habe als Mutter keinen Entscheidungseinfluss und darf meine suchtkranke Tochter nicht auf Entzug schicken. Sie müsse das selbst entscheiden - es sei denn, sie sei selbst- oder fremdgefährdet.

Eine betroffene Mutter

Es folgte eine Einlieferung in die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall. „Doch dort wurde Anna nur eine Nacht untergebracht. Mit Müh und Not wurde sie auf die Krisenstation verlegt und erklärte sich sogar einverstanden, einen Entzug zu machen. Diesen konnte sie jedoch bis heute wegen Platzmangels nicht realisieren. Auch beim Jugendamt bin ich auf taube Ohren gestoßen.“

Kein Einfluss auf Entscheidung
Das Problem sei das österreichische Gesetz. „Ich habe als Mutter keinen Entscheidungseinfluss und darf meine suchtkranke Tochter nicht auf Entzug schicken. Sie müsse das selbst entscheiden - es sei denn, sie sei selbst- oder fremdgefährdet. Und das Angebot, die Kinder in eine niederschwellige Einrichtung für Jugendliche in Problemlagen zu geben, nützt überhaupt nichts. Denn die Erfolgsquote liegt bei Null.“

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Kinder dürfen nicht alleine von der Schule nach Hause gehen, wenn sie krank sind. Aber sie dürfen auf Drogen - für mich sind sie so sehr wohl selbstgefährdend - die Klinik verlassen?

Eine betroffene Mutter

Vollkommenes Unverständnis bei Eltern
Auch die Einweisung seitens eines Amtsarztes habe nichts gebracht. „Der zuständige Richter entschied nach fünf Minuten, dass Anna keine Gefährdung für sich und andere sei und betonte, dass die Konsumation von Drogen in Österreich eine freie Entscheidung sei - auch für Kinder.“ Die 14-Jährige sei entlassen worden - ohne, dass ihre Mutter die Chance bekommen habe, sie abzuholen. „Kinder dürfen nicht alleine von der Schule nach Hause gehen, wenn sie krank sind. Aber sie dürfen auf Drogen - für mich sind sie so sehr wohl selbstgefährdend - die Klinik verlassen?“, fragt die Mutter.

Den Eltern seien die Hände gebunden. „Die Politik muss uns die Macht geben, den Kindern zu helfen, damit wir nicht an deren Gräbern stehen müssen. Süchtige Kinder werden kaum diesen Schritt selbst machen, wenn das Erwachsene nicht einmal schaffen."

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