Trotz angeblich hoher Sicherheitsvorkehrungen störten mehrere Palästinenser-Anhänger die Eröffnung der Salzburger Festspiele. Wie das so einfach und problemlos klappen konnte? Ein Aktivist packt gegenüber der „Krone“ aus.
David Sonnenbaum ist auch Tage später immer noch verwundert. „Echt überraschend, wie leicht das alles war“, schmunzelt er. Der Aktivist stürmte am Wochenende mit fünf Mitstreitern die Bühne und Arkaden der Felsenreitschule. Erst nach Minuten überwältigten Sicherheitskräfte die Pro-Palästinenser-Truppe. „Wir hatten ungewöhnlich viel Zeit“, meint Sonnenbaum.
Doch wie kamen die Aktivisten völlig problemlos in die Felsenreitschule? „Bei der Planung war ich nicht mit dabei, bin nur den Menschen gefolgt“, betont der 37-Jährige. Aber: „Wir sind durch einen Nebeneingang hinein, die Tür stand offen.“ Kontrolliert wurde man nicht.
„Bei konsequenten Kontrollen wären wir niemals hineingekommen“
„Wir waren schwarz angezogen, sahen daher wie Mitarbeiter der Festspiele aus.“ Auch gefälschte Ausweise – ironischerweise mit der Aufschrift „Salzburger Festspeiben“ – hatte man umgehängt. Sonnenbaum: „Die wurden nicht angeschaut. Bei konsequenten Kontrollen wären wir niemals hineingekommen“, ist er sich sicher.
Wir sind durch einen Nebeneingang hinein, die Tür stand offen.
Aktivist David Sonnenbaum
Kurios: Unter ihrer Kleidung hatten die Protestler mehrere Transparente versteckt. Doch selbst das machte offensichtlich niemanden misstrauisch.
Danach ging es sehr schnell. Binnen weniger Minuten erklommen die Aktivisten die Bühne und die Arkaden. Sonnenbaum stach dabei besonders ins Auge – er hatte Kunstblut an den Händen und störte so lautstark die Rede von SPÖ-Vizekanzler Andreas Babler.
Festspiele kündigen neue Maßnahmen an
Die Palästinenser-Anhänger machten mit ihrer Aktion nicht nur auf ihr Anliegen aufmerksam, sondern deckten auch ein immenses Sicherheitsleck rund um die Festspiele auf. Die Festival-Verantwortlichen kündigten nun Überwachung und Kontrollen an allen Eingängen an. Besucher müssen sich daher künftig auf längere Wartezeiten einstellen. Zudem steht ab sofort mehr Aufsichtspersonal im Zuschauerraum. Und: Alle Mitarbeiter wurden angewiesen, ihre Ausweise jederzeit sichtbar zu tragen.
Welche Konsequenzen drohen Sonnenbaum und seinen Mitstreitern? Laut Staatsanwaltschaft laufen gegen drei Personen Ermittlungen wegen des Verdachts der Urkundenfälschung, gegen einen Aktivisten wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt. „Weil bei der Amtshandlung ein Polizist verletzt wurde“, heißt es.
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