Wegen Gesetzeslage

Jugend im Drogensumpf: Mediziner sind oft machtlos

Tirol
24.08.2022 09:00

Schwere Fälle von drogenabhängigen Minderjährigen sorgen bei Eltern für Wut und Hilflosigkeit. Das Problem: Therapien sind rechtlich nämlich nicht verpflichtend. Jugendliche können sich selbst aus der Behandlung entlassen.

Der Fall einer 15-jährigen Tirolerin, die – wie am Samstag berichtet – mit einer Überdosis in das Krankenhaus eingeliefert wurde, sorgte für viele Reaktionen. Der „Tiroler Krone“ sind mehrere Fälle von Jugendlichen bekannt, die ebenfalls im Drogensumpf versinken. Auch deren Eltern leiden darunter und wissen nicht mehr, wie sie damit umgehen sollen.

Dass es zuletzt vermehrt zu Einlieferungen von Jugendlichen mit Drogenüberdosen kommt, kann Kathrin Sevecke, Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Hall und Innsbruck, auf Anfrage der „Tiroler Krone“ nicht bestätigen: „Auf die ersten knapp acht Monate verteilt, ist die Situation, was Drogen angeht, bei uns gleichbleibend. Die Lage ist seit der Corona-Pandemie angespannt. Es liegt auch immer an der Verfügbarkeit und der Gruppenkonstellation.“

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Wenn etwa auf der offenen Station Drogen konsumiert werden, führt das zum sofortigen Abbruch der Behandlung. Jugendliche, die nicht hier sein wollen, wissen genau, was sie tun müssen, um entlassen zu werden.

Kathrin Sevecke, Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Hall und Innsbruck

Verständnis für Eltern, klare rechtliche Vorgaben
Den Frust und die Sorgen der Eltern kann Sevecke nachvollziehen: „Wenn mein Kind gefährdet ist, denkt man automatisch, es braucht einen Betreuer bzw. Therapeuten oder es muss in die Klinik. Dafür habe ich volles Verständnis.“ Man wende viel Zeit für Gespräche mit den Eltern auf, um ihnen zu verdeutlichen, dass die Lage rechtlich jedoch schwierig sei. Anders als in Deutschland, wo Jugendliche bei Sucht oder Schulverweigerung gegen ihren Willen in eine Klinik überstellt werden dürfen, erfolge dies in Österreich auf freiwilliger Basis.

„Wir haben natürlich Klinikregeln. Wenn etwa auf der offenen Station Drogen konsumiert werden, führt das zum sofortigen Abbruch der Behandlung. Jugendliche, die nicht hier sein wollen, wissen genau, was sie tun müssen, um entlassen zu werden.“ Man habe auch schon erlebt, dass junge Patienten Wodka verteilen. Wer aber Hilfe will, „der findet hier ein Plätzchen“.

Dazu kommt, dass man in Zeiten von Corona an die Funktionsfähigkeit der Kliniken denken müsse. Es gäbe zwar Akutaufnahmen, im Zuge derer Jugendliche bis zu drei Tage behandelt werden, diese seien aber ohne langfristigen Therapieplatz.

Aussicht auf Besserung nur mit Hilfe des Bundes
Dass Patienten ein Therapieplatz garantiert werde, ist nur durch die Politik möglich. „Ich bin mit Herzblut Kinderpsychiaterin und versuche auf Bundes- und Landesebene, viel zu machen. Wir nutzen den rechtlichen Rahmen über alle Maße aus“, sagt Sevecke. Auch die Zusammenarbeit mit den Jugendämtern laufe gut, um geeignete Methoden zu finden, wenngleich sie betont: „Wenn der Patient nicht will und das nicht einsieht, ist es einfach nicht möglich.“

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