Orban-Rede „entsetzt“

Auschwitz-Komitee: Kanzler soll sich äußern

Politik
26.07.2022 08:55

Das Auschwitz-Komitee hat sich „alarmiert und entsetzt“ über die rassistischen Ausfälle des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban gezeigt. Komitee-Vizepräsident Christoph Heubner hat diesbezüglich auch Erwartungen an Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), der Orban am Donnerstag in Wien empfängt. Nehammer solle ihm mitteilen, „wie seine rassistischen Ausflüge in die Vergangenheit und in die Zukunft Europas innerhalb der Europäischen Union bewertet werden“.

Heubner wies darauf hin, dass Nehammer „als erster seiner europäischen Kollegen“ die Möglichkeit habe, mit Orban über dessen Rede zu sprechen. „Die Europäische Union wird gut daran tun, sich weiterhin so massiv wie möglich von den rassistischen Grundtönen Orbans zu distanzieren und der Welt deutlich zu machen, dass ein Herr Orban in Europa keine Zukunft hat“, betonte der Vertreter der Holocaust-Überlebenden.

Bereits „ernste Bedenken“ angemeldet
Orbans Sätze würden die Holocaust-Überlebenden „an die dunklen Zeiten ihrer eigenen Ausgrenzung und Verfolgung“ erinnern, so Heubner. Zuvor hatte bereits der Verband jüdischer Gemeinden in Ungarn „ernste Bedenken“ wegen Orbans Rede angemeldet.

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Die Europäische Union wird gut daran tun, sich weiterhin so massiv wie möglich von den rassistischen Grundtönen Orbans zu distanzieren und der Welt deutlich zu machen, dass ein Herr Orban in Europa keine Zukunft hat.

Komitee-Vizepräsident Christoph Heubner

Orban hatte am Samstag in einer Rede vor Anhängern im rumänischen Kurort Baile Tusnad erklärt: „Es gibt nämlich jene Welt, in der sich die europäischen Völker mit den Ankömmlingen von außerhalb Europas vermischen. Das ist eine gemischtrassige Welt.“ Dem gegenüber gebe es das Karpatenbecken, wo sich europäische Völker wie Ungarn, Rumänen, Slowaken und andere miteinander vermischten. „Wir sind bereit, uns untereinander zu vermischen, aber wir wollen nicht zu Gemischtrassigen werden“, hatte er betont.

Äußerung wissenschaftlich nicht haltbar
Das unter anderem von den Nationalsozialisten genutzte Konzept, dass es unterschiedliche menschliche Rassen gibt, ist wissenschaftlich nicht haltbar und ist Teil rassistischer Weltanschauungen. Diese Ideologie schreibt ganzen Gruppen von Menschen aufgrund äußerlicher Unterschiede wie etwa der Hautfarbe fälschlich bestimmte Eigenschaften zu.

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Wir sind bereit, uns untereinander zu vermischen, aber wir wollen nicht zu Gemischtrassigen werden.

Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orban

Orban hatte in der Rede vor Vertretern der ungarischen Volksgruppe in Rumänien zu einem Rundumschlag gegen EU-Partner ausgeholt, indem er etwa die vermeintliche Faulheit südeuropäischer Staaten kritisierte.

Anspielung auf Gaskammern des Nazi-Regimes
Dabei machte er auch einen verstörenden Gas-Witz. „Da ist zum Beispiel der neueste Vorschlag der EU-Kommission, der besagt, dass jeder seinen Gasverbrauch verpflichtend um 15 Prozent senken soll. Ich sehe nicht, wie das erzwungen werden soll, obwohl es dafür deutsches Know-how gibt, von früher, meine ich“, sagte er in offenkundiger Anspielung auf die Gaskammern des Nazi-Regimes.

Für Empörung sorgten auch Orbans Aussagen zum Ukraine-Krieg. So verglich er das EU-Sanktionsregime gegen Russland mit einem Auto, das vier leere Reifen hat und meinte, dass die Ukraine den Krieg niemals gewinnen könne. Beobachter wiesen darauf hin, dass Orban in seiner Rede keine Kritik am Aggressor Wladimir Putin übte.

Vielmehr schien er die Kriegsschuld dem deutschen Kanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden in die Schuhe zu schieben. Wäre nämlich Donald Trump der US-Präsident und Angela Merkel die deutsche Bundeskanzlerin gewesen, „wäre dieser Krieg niemals ausgebrochen“, sagte Orban laut der offiziellen Übersetzung der ungarischen Regierung. „Doch wir hatten kein Glück, und deshalb sind wir jetzt drin in diesem Krieg.“

Noch keine Stellungnahme von Nehammer
Nehammer hat bisher nicht zur Rede Orbans am Samstag Stellung genommen. Bei der Bekanntgabe des Besuchs am Donnerstag hob der Kanzler den Gleichklang mit Orban im Kampf gegen illegale Migration hervor und bezeichnete Ungarn als „wichtigen Nachbar und Partner“.

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