Kondome und Pornos

Sexualkundeunterricht sorgt für heiße Debatte

Wien
14.07.2022 06:00

Die Ferien haben erst begonnen, da wirft das neue Schuljahr schon seine Schatten voraus: Kondomübungen mit Sektgläsern und Porno-Verharmlosung - umstrittener Aufklärungsunterricht durch Vereine sorgt bei Eltern und Kindern für Verstörung.

Ein „Krone“-Bericht aus dem Vorjahr über den verstörenden Sexualkundeunterricht an einer Wiener Volksschule schlug hohe Wellen. Kinder waren mit „Frauen-Puppen“ und anderen Hilfsmitteln völlig überfordert und weinten. Jetzt brechen Eltern ihr Schweigen und berichten von weiteren Vorfällen, die sich in den vergangenen drei Jahren zugetragen haben.

Der „Krone“ liegen mehr als 30 überprüfte Fälle vor, die besorgte Eltern gemeldet haben, darunter ein Fall aus einer niederösterreichischen Volksschule, wo Schüler einer dritten Klasse mit Sektgläsern lernen sollten, Kondome zu benützen. „Meine achtjährige Tochter war aufgelöst, sie stand komplett neben sich“, erzählt eine schockierte Mutter. Ähnlich verstörender Fall in einem steirischen Gymnasium: „Mein Sohn, damals 14, sollte auf einen Zettel schreiben, wie oft er sich selbst befriedigt. Einem Buben war der Zettel zu Boden gefallen. Ein anderer sah, was darauf stand, und plauderte es aus, alle Kinder lachten“, erzählt eine Frau, die den Vorfall nicht fassen kann.

In Salzburg sorgten mehrere Fälle für Gesprächsstoff. Vertreter eines Vereins (Namen der Redaktion bekannt) erklärten dort den Neun- und Zehnjährigen, dass Pornografie „wie ein Actionfilm“ sei. Aufgebrachte Eltern erzählten der „Krone“, dass ihre Kinder aus dem Sexualkundeunterricht „beschämt und verstört“ nach Hause gekommen seien.

Lehrmaterialien sind Schock für viele Eltern
Meist werden die Vorfälle heruntergespielt oder als „Einzelfälle“ abgetan, ganz so, als seien die Kinder selbst schuld, wenn sie überfordert auf die Inhalte reagierten. Dabei liegt das Problem weniger bei den Schulen oder den Klassenlehrern. Für die Irritationen sorgen vielmehr Vereine oder Fachstellen, die an die Schulen bestellt werden, um Aufklärungsarbeit zu leisten.

So geschehen auch in einer vierten Klasse in einer Mittelschule im Mühlviertel (OÖ). „Ich konnte am Elternabend Einblick in die Lehrmaterialien nehmen und war schockiert. Die Bücher zeigten Geschlechtsakte zwischen Homo- und Transsexuellen und vergleichsweise wenige Heteros. Man sollte sie langsam heranführen, aber doch nicht mit Pornografie“, erzählt ein Vater. „Der Direktor sagte auf meine Beschwerde, es sei Lehrmaterial, von höchster Stelle geprüft.“

„Aufklärungsunterricht macht Kinder neugierig“
Ein anderer Vater bemängelt, dass der Aufklärungsunterricht die Kinder übertrieben neugierig mache und sie überhaupt erst zur Pornografie führe: „Mein Sohn, zehn Jahre alt, wollte danach einen Sexfilm sehen, davor hat ihn das nicht interessiert.“

Das Bildungsministerium weiß teils um die Missstände. Sektionschefin Doris Wagner: „Wir empfehlen, dass Lehrkräfte den Themenbereich Sexualpädagogik übernehmen. Sie kennen ihre Schüler am besten und können nicht nur altersgerecht, sondern auch entwicklungsgerecht aufklären. Das könnte z.B. im Rahmen des Biologie- oder Sachunterrichts passieren. Eltern sollten stärker eingebunden werden.“

Für den Fall, dass die Aufklärung nicht von Schulen übernommen werde, ist wichtig, „dass die Lehrkraft im Raum bleibt“. Gerade hier kommt es immer wieder zu Verstößen, weil das jeweilige Vereinspersonal die Lehrkräfte hinausschickt. „Es gibt ein Rundschreiben, das festlegt, dass eine Lehrkraft der Kinder und Jugendlichen anwesend sein muss. Dies ist unbedingt einzuhalten“, sagt Wagner.

Geschäftsstelle soll Qualität sichern
Jetzt soll eine eigens eingerichtete Geschäftsstelle bzw. Kommission die Qualität der externen Anbieter sichern. „Im Schuljahr 2022/2023 wird sie verfügbar sein“, betont Wagner. Eltern sollten in jedem Fall wachsam sein und das Lehrmaterial überprüfen.

Silvia Jelincic
Silvia Jelincic
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