123 Jahre ARBÖ

Vom Radfahrerverein zum fixen Pannenhelfer

Vorarlberg
20.06.2022 07:00

Vorarlbergs ARBÖ-Präsident Peter Steurer hat alle Höhen und Tiefen des einstmals roten Verkehrsclubs miterlebt. Zum Jubiläum blickt er 123 Jahre in den Geschichtsbücher zurück. 

Vor ziemlich genau 123 Jahren schlug die Geburtsstunde des ARBÖ. Ende April 1899 schlossen sich die Radfahrervereine aus Wien, Niederösterreich, Mähren und Schlesien zum „Verband der Arbeiter-Radfahrervereine Österreichs“ zusammen. Vier Jahre später wurde dann im westlichsten aller Bundesländer eine eigene Landesgruppe gegründet.

Fahrrad kostete halbes Jahresgehalt

„Ein Fahrrad zu besitzen war damals keine Selbstverständlichkeit“, erzählt Peter Steurer, Präsident der Landesorganisation Vorarlberg, von den Anfängen. Fast ein halbes Jahresgehalt kostete der Drahtesel in den 1920er Jahren. Dennoch schossen auch im Ländle die Arbeiter-Radfahrervereine wie Pilze aus dem Boden. Gemeinsame Ausfahrten wurden unternommen, der Verein half bei sozialen Problemen. Wer Ausgaben für sein Rad hatte, konnte mit einem kleinen Zuschuss rechnen, wenn er die Geldmittel alleine nicht aufbringen konnte.

Ein Grund, weshalb die Mitgliederzahl beim ARBÖ in Vorarlberg stetig wuchs, waren die sogenannten Triptiks - ein Dokument, mit dem Radler die Grenze überqueren durften. Mit Bahn und Autobus war das damals kein Problem, mit dem Drahtesel jedoch sehr wohl.Kunstradfahren stand vor dem Krieg hoch im KursVor dem Zweiten Weltkrieg hatte der Radsport Hochsaison. Besonders gefragt war das Kunstradfahren. Die Geschwister Klementi, sie schafften als die „Clementi-Twins“ den Sprung ins Profilager und wanderten später in die USA aus, zählen bis heute zu den bekanntesten Vertretern dieser Sportart.

ARBÖ wurde aufgelöst

Das vorrübergehende Ende ereilte den ARBÖ im Jahr 1934, als dieser von der austrofaschistischen Regierung aufgelöst wurde. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg traten die Zweiradfahrer mit und ohne Motor wieder in Aktion. Noch vor der Zäsur waren die ersten Motorradfahrer aufgenommen worden.

Autos erobern die Straßen

In den Nachkriegsjahren eroberten Autos mehr und mehr die Straßen. „1957 wurde die Straßenwacht als Vorgänger des Pannendienstes gegründet. Freiwillige Helfer waren vor allem rundum Wien ehrenamtlich im Einsatz“, berichtet Steurer. Größere Veränderungen standen dann in den 1960er an. Der Name wurde in die bis heute gültige Bezeichnung „Auto-, Motor- und Radfahrerbund Österreichs“ geändert, der Pannendienst eingeführt. 36 Pannendienstfahrzeuge wurden am 16. September 1967 von Wien aus in alle Bundesländer entsandt. Die zwei Ländle-Stützpunkte bei Tankstellen in Bludenz und Dornbirn erhielten einen Puch 500 sowie ein VW Käfer.

Den fetten Jahren - zum 100. Geburtstag zählte der ARBÖ Vorarlberg mehr als 10.000 Mitglieder, 1998 wurde in Feldkirch ein neues Dienstleistungszentrum eröffnet - folgten die weniger erfreulichen. Querelen auf Bundesebene hatten unter anderem dazu geführt, dass die Vorarlberger Landesgruppe 2014 Konkurs anmelden musste.

Keine leichten Zeiten für den Präsenten, der sich dafür umso mehr freut, dass der Autofahrerklub über 5000 Mitglieder hat und in Feldkirch und Bregenz vertreten ist. „Im kommenden Jahr werden wir auch wieder einen Stützpunkt in Bludenz haben“, verspricht er.

Der Blick in die Zukunft stimmt den pensionierten Lehrer positiv - auch im Hinblick auf die Mobilität. Vom Ausspielen der Verkehrsteilnehmer gegeneinander hält er genauso wenig wie von Zwängen. „Jeder hat das Recht, seine Mobilität für sich zu gestalten. Ich bin überzeugt, dass der Verkehr trotzdem klimaneutral werden kann.“ Gefragt sei deshalb der Erfindergeist. Gerade in Sachen Wasserstoff sieht Steuer noch viel Potenzial.

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