Erklärungsbedarf

Welser FPÖ-Stadtchef gerät unter Glücksspiel-Druck

Oberösterreich
19.06.2022 09:00

Vor der Politik war der seit 2015 als Welser Stadtchef amtierende Andreas Rabl (FPÖ) Anwalt. Diese Tätigkeit bringt ihn nun publizistisch und (bei Rot und Grün) landes- und bundespolitisch unter Druck. Denn das Magazin „profil“ hinterfragt mögliche Verbindungen Rabls zu einer mutmaßlich kriminellen Glücksspielautomaten-Organisation. Da gibt es doch einigen Erklärungsbedarf über anwaltliche Tätigkeiten. Lesen Sie hier, was der Politiker dazu sagt und womit ihn die politischen Gegner konfrontieren.

Die „Krone“ hat bei Rabl nachgefragt, ob es etwas zu den Rechercheergebnissen des „Profil“ zu sagen gäbe. Er antwortete am Samstag umgehend: „Ja, ich habe den Herrn (den aktuellen Hauptbeschuldigten in einem gerade laufenden Strafverfahren wegen mutmaßlichen illegalen Glücksspiels; Anm.) und die Firmen vertreten. Es stimmt auch, ich war in dieser Stiftung drin“, sagt er zur „Krone“. Aber: „Als 2014 ein Ermittlungsverfahren aufgetaucht ist, bin ich von allen Funktionen zurückgetreten, und das Verfahren ist in der Folge auch eingestellt worden.“

„Was ist jetzt der Vorwurf?“, fragt sich Rabl
Daher fragt sich Rabl: „Was ist jetzt der Vorwurf? Dass ich meinen Job gemacht habe als Anwalt? Ich habe auch andere Leute vertreten. Ich habe auch Vergewaltiger vertreten“, sagt er zur „Krone“. Die problembehaftete Bekanntschaft spielt aber schon noch in die Gegenwart herein: „Dass jetzt wieder ein Verfahren geführt wird, ja, das hat mir der halt gesagt, kann schon sein. Aber ich bin jetzt weder beschuldigt noch sonst was. Also, was geht mich das an?“, so Rabl.

„Rabl muss Karten auf den Tisch legen“
Natürlich gibt es schon Begleittöne aus der Landespolitik. SPÖ-Geschäftsführer Florian Koppler benutzt, wenn auch wohl unbewusst, eine Metapher aus dem Reich der Spieler: „FP-Bürgermeister Rabl muss die Karten auf den Tisch legen!“ Koppler fasst die Sachlage aus seiner Sicht so zusammen: „Der Welser Bürgermeister übte in der Vergangenheit wichtige Funktionen in gleich zwei Unternehmen aus, die Ermittler der kriminellen Vereinigung zurechnen. Den Hauptverdächtigen kenne er laut eigener Aussage seit 2008. In sozialen Medien pflegt man einen freundschaftlichen Umgang - Unterstützung im Wahlkampf inklusive.“ Und politisch meint der SPÖ-Funktionär: „Wo immer FPÖ draufsteht, verbirgt sich offenbar ein Skandal von Ibiza-Ausmaßen dahinter.“

„OÖ ist Hochburg des illegalen Glückspiels“
Auch bei den Grünen sind Rabls aktuelle „Karten auf den Tisch-Probleme“ Thema - mal eher sachlich, mal ziemlich brutal. Grünen-Landessprecher Stefan Kaineder (als Mitglied der Landesregierung nicht immun) meint: „Oö. ist seit Jahren eine Hochburg des illegalen Glückspiels. Illegale Spielautomaten stellen ein riesiges Problem dar, hinter deren Betrieb gut organisierte, kriminelle Strukturen stehen. Vor allem aber muss jede Verstrickung dieser Glücksspielmafia zu politischen Verantwortlichen oder Parteien umgehend aufgeklärt werden.“ Und, etwas konkreter: „Wenn es hier tatsächlich Verbindungen zu OÖ Polizeibeamten und zu einem hochrangigen FPÖ Politiker gibt ist umfassende Aufklärung dringend erforderlich.“

Grüner sieht „Abklatsch einer Mafia-Serie“
Der grüne David Stögmüller (als Nationalratsabgeordneter immun) poltert als Bundespolitiker dagegen so dahin: „In seiner Dimension liest es sich wie ein Abklatsch einer Mafia-Serie“, meint er und fasst sein Anliegen an Rabl so zusammen: „Es geht um mehr als sieben Millionen Euro, die mit illegalem Glücksspiel erwirtschaftet worden sein sollen. Laut den Recherchen des Profils gehören 19 Firmen zu einer kriminellen Vereinigung. Das Brisante: Für zwei dieser Firmen war einst der heutige FPÖ Bürgermeister in Wels tätig. Es bleiben viele Fragen offen: Was weiß Rabl über diese dubiosen Firmen? Welches Näheverhältnis hat er mit diesen Betreibern? War oder ist er in Kontakt mit dieser kriminellen Vereinigung, die am Rücken der Menschen ihr Geld verdient?“

Rabl weist „jedwede Spekulation zurück“
Auch die Stellungnahme Rabls ans „Profil“ liegt uns vor. Darin legt er seine anwaltlichen Tätigkeiten für die im „Krone“-Gespräch erwähnte Flumen Privatstiftung dar, aus der er „keinerlei Wahrnehmungen zu den von Ihnen (dem ,Profil‘) beschriebenen Vorgängen habe“. Und: „Dies gilt ebenso in Bezug auf die von Ihnen explizit abgefragte Möglichkeit eines allenfalls betriebenen Glücksspiels.“ Das Fazit des FPÖ-Politikers in diesem Schreiben: „Und so weise ich auch heute jedwede Spekulation über ein Mitwissen, bzw. einschlägiges Insiderwissen meiner Person in diesem Zusammenhang entschieden als unwahr zurück.“

Ansonsten herrscht „Schweigen im Walde“
Von der FPÖ-Landesspitze und auch aus der ÖVP (Regierungspartner der Freiheitlichen im Linzer Landhaus) gibt es übrigens bisher keine Stellungnahmen zur „Causa Rabl“, wie sie sich im „Profil“ darstellt. Und hier als Schluss-Zugabe der Link zum „Profil“-Artikel.

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