„Krone“-Analyse

Warum Schützenhöfers Wahl auf Drexler gefallen ist

Steiermark
04.06.2022 16:19

Hermann Schützenhöfer tritt als Landeshauptmann zurück, Christopher Drexler wird ihm nachfolgen: Diese von vielen erwartete Rochade ist nun eingeleitet. Warum die Wahl auf Drexler fiel, was ihn auszeichnet - und was er erst lernen muss.

Im Gespräch mit der „Krone“ sagte Hermann Schützenhöfer: „Ich hänge am Amt, aber man muss loslassen können.“ Das Loslassen fiel ihm insofern leichter, als er überzeugt ist, mit seinem Freund Christopher Drexler den ziemlich besten Nachfolger ausgewählt zu haben.

Was sie eint: Beide sind in der Partei sozialisiert worden, sie sind Berufspolitiker. Drexlers Vorteil: Er kennt nicht nur die steirische Politik und Volkspartei wie kaum ein anderer, sondern ist auch in Wien sehr gut vernetzt, wo bekanntlich viele Entscheidungen fallen, die für ein Bundesland vor allem finanziell relevant sind.

Intellektuell und mit Visionen
Der wohl wichtigste Grund für Schützenhöfers Nachfolgewahl: Er traut Drexler zu, die Steiermark und die ÖVP als politischer Manager neuen Stils zu führen. Dass der 51-Jährige dazu das Rüstzeug und die Erfahrung hat, ist selbst bei der politischen Konkurrenz unbestritten. Breit gebildet, äußerst intellektuell und rhetorisch messerscharf kann der designierte Landeschef Visionen entwickeln, Strategien formulieren, deren Umsetzung leiten, kompromissbereit verhandeln und Teams führen. Das hat er bereits mehrfach bewiesen, etwa bei schwierigen Koalitions- und Budget-Verhandlungen.

„Das Landesvatersein wird er auch noch lernen“
Was Schützenhöfer bei seiner Entscheidung bewusst war: Drexler ist sicherlich (noch) kein volksnaher Landesvater wie insbesondere Josef Krainer I. und er selbst. Drexler hat nicht den Ruf, händeschüttelnd und schulterklopfend bei Festen große Runden zu unterhalten und auf ihm unbekannte Menschen offensiv zuzugehen. Ab und zu wirkt er etwas gespreizt und hölzern, was in der Melange mit seinem offenkundigen Intellekt und seiner geschliffenen Wortwahl auch abgehoben ankommen kann.

„Das Landesvatersein wird der Christopher aber auch noch lernen“, sagt der Vorgänger über seinen Nachfolger. „Für seine Beliebtheit müssen wir noch etwas tun. Es fällt halt kein Landeshauptmann vom Himmel.“ Schützenhöfer hat also kein Abziehbild seiner selbst als Nachfolger gewählt: Auch das ehrt ihn.

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Der wird schon noch locker, ihr werdet sehen.

Hermann Schützenhöfer über Christopher Drexler

Städter lebt mittlerweile am Land
Drexler wurde also auch auserkoren, weil er die verstaubte Landes-ÖVP reformieren will und kann - und weil er das Zeug hat, jene innerhalb der eigenen Reihen zu befrieden, die ebenfalls Landeshauptfrau oder -mann werden wollten und nun wohl enttäuscht sind; genannt werden hier an vorderster Front die Landesräte Barbara Eibinger-Miedl und Hans Seitinger. Und auch so mancher Bürgermeister soll keine rechte Freude mit dem „g’scheiten Städter“ haben (der mittlerweile am Land in Passail lebt).

Viele Indizien sprechen dafür, dass der Wechsel an der Landesspitze von den Taktikern Schützenhöfer und Drexler bis ins letzte Detail monatelang im Verborgenen vorbereitet worden ist. Nur eine Handvoll wusste von der Rochade. Auch das wird nicht jeden Parteifunktionär entzücken.

Es liegt an Drexler
Schützenhöfer wollte keinen Nachfolger, der in seine Fußstapfen tritt, sondern der seinen eigenen Weg geht. Mit der einvernehmlichen Staffelübergabe ist ein erster Schritt getan. Ab nun liegt es an Drexler, das Land durch Turbulenzen in eine gute Zukunft zu führen.

Oliver Pokorny
Oliver Pokorny
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