„Wirkte aggressiv“

Polizei hielt Autist für Staatsverweigerer

Ein kurioser Fall wird derzeit am Wiener Landesgericht verhandelt. Ein Autist soll während einer Amtshandlung Widerstand gegen die Staatsgewalt geleistet haben. Er war von einer Funkstreife beobachtet worden, als er bei Rot über die Kreuzung ging. Von den Beamten darauf angesprochen, reagierte er nicht.

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Der 30-Jährige leidet am Asperger-Syndrom und spricht nur in bestimmten Situationen. Am Dienstag musste er sich am Wiener Landesgericht wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und versuchter Körperverletzung verantworten. Der Mann war am Abend des 24. Dezember von einer Funkstreife beobachtet worden, als er bei Rot über die Kreuzung ging. Die Beamten sprachen ihn darauf an.

„Er hat kein Wort gesagt. Zu dem Zeitpunkt war mir nicht bekannt, dass er an Autismus leidet. Ich hab‘ ihn unzählige Male aufgeklärt, dass er eine Verwaltungsübertretung begangen hat und wir seinen Ausweis sehen müssen“, sagte der dienstälteste der drei Polizisten und Polizistinnen zum Richter. Er habe vermutet, dass der Autist unter Drogen- oder Alkoholeinfluss stand.

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Das hat auf uns sehr aggressiv gewirkt. Sein Gesicht ist rot geworden. Er hat die Hände erhoben, die Fäuste geballt.

Einer der Polizisten

„Hat sehr aggressiv gewirkt“
Eine jüngere Kollegin hielt den Mann gar für einen Staatsverweigerer. Er sei zurückgegangen, als man ihn auf das Überprüfen der Identität aufmerksam gemacht habe. „Das hat auf uns sehr aggressiv gewirkt. Sein Gesicht ist rot geworden. Er hat die Hände erhoben, die Fäuste geballt.“

Daraufhin wurde der 30-Jährige zu Boden gebracht und in Bauchlage fixiert, wobei er sich eine Platzwunde zuzog, die später genäht werden musste.

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Dass ich versucht habe, einen Polizisten zu schlagen, stimmt nicht.

Der Angeklagte zum Richter

Die Staatsanwaltschaft warf dem Angeklagten vor, noch mit den Füßen um sich getreten und sich gegen seine Festnahme gewehrt zu haben. Später soll er versucht haben, einem zugezogenen Polizisten einen Tritt gegen das Knie zu verpassen. „Dass ich versucht habe, einen Polizisten zu schlagen, stimmt nicht“, sagte der Angeklagte zum Richter. Er wisse nicht, weshalb er seinen Ausweis nicht hergezeigt habe. Zudem habe er lediglich die Hand eines Beamten weggeschoben.

Polizei gestand „heftiges Einschreiten“
Der dienstälteste Beamte gestand, dass die Amtshandlung ein „heftiges Einschreiten“ war. Er habe nicht wissen können, wie der Angeklagte reagiere, da sich dieser stark gewehrt habe. Aufgrund der Verletzungen, die der Autist erlitten hatte, war auch gegen die ersteinschreitenden Polizisten ermittelt worden. Das Verfahren wurde aber bereits eingestellt.

Da der Kollege, der zur Verstärkung gerufen wurde, noch nicht befragt werden konnte, geht die Verhandlung Ende Juni weiter.

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