Teure Landwirtschaft

„Es macht mittlerweile wirklich keine Freude mehr“

Tirol
18.05.2022 18:00

Die Teuerungswelle macht auch vor Landwirten nicht Halt. Sie bereitet große Sorgen. Hohe Kosten für Futter und Treibstoff werden immer mehr zur Belastung.

Das krasseste Beispiel ist das Sonnenblumenöl. Vorher kostete ein Liter einen Euro, jetzt sind wir bei vier“, beschreibt Philipp Jans vom Figerhof in Kals am Großglockner die derzeitige Lage. Der Landwirt setzt vor allem auf Ziegenprodukte und hat mehr als 400 Tiere in seinem Betrieb. Auch bei anderen Rohstoffen, etwa bei Glas (Plus 50%) oder bei Gewürzen (knapp 30%), explodierten in den vergangenen Wochen und Monaten die Preise. Diese Entwicklung bestätigt auch die Landwirtschaftskammer Tirol (LK), die noch andere Bereiche anführt: „Futter oder Treibstoff sind wesentlich teurer geworden. Wenn Bauvorhaben am Betrieb geplant sind, stehen Bauern vor den gleichen Herausforderungen wie alle anderen.“

Nicht alle haben gleiche Kostensteigerungen
Ein etwas anderes Bild zeichnet sich bei Bio-Obstbauer Friedl Webhofer aus Gaimberg ab. Zwar spürt auch er die steigenden Kosten, eine derart massive Belastung bleibt bei ihm vorerst jedoch noch aus: „Man merkt, dass der Wirtschaftsdünger massiv teurer geworden ist. Ich verwende für meine Äpfel den eigenen.“ Tiefer in die Tasche greifen muss er, genauso wie Jans, bei Glas, aber auch bei den Energiekosten und damit bei der Lagerung seiner Früchte. Große und damit teure Maschinen hat Webhofer auf seinem Hof nicht.

Durch Beratungen, etwa im Energiebereich, will die Landwirtschaftskammer (LK) Betrieben helfen, die laufenden Kosten zu senken.

Bei Entlastungspaketen an die Landwirtschaft denken
Zudem pocht man auf politischer Ebene darauf, dass auch die Landwirtschaft in Entlastungspaketen berücksichtigt wird: „Eine Forderung war die Unterstützung bei Treibstoffkosten, da diese derzeit unvermeidbar und keine alternativen Technologien vorhanden sind.“

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Die Preise waren schon vorher nicht dort, wo sie hingehören, wenn man sich etwa den Milchpreis ansieht. Die Förderungen werden jetzt nicht mehr, die Kontrollen gehen hinauf.

Landwirt Philipp Jans

Die Problematik, vor allem für Bauern im Viehbetrieb, fand bereits vor der Teuerungswelle seinen Ursprung, so Jans: „Die Preise waren schon vorher nicht dort, wo sie hingehören, wenn man sich etwa den Milchpreis ansieht. Die Förderungen werden jetzt nicht mehr, die Kontrollen gehen hinauf – das sind Dinge, die einem einfach auf die Stimmung drücken. Es macht jetzt wirklich keine Freude mehr.“

Geringe Preissteigerungen bislang für die Kunden
Zwischen fünf und sieben Prozent schlug er bei seinen Produkten bislang drauf, „mehr trauen wir uns nicht“ Zu groß sei die Angst, aus dem Markt zu fliegen. Die Verkaufszahlen seien noch in Ordnung, der Rückgang bei der Nachfrage marginal. Derweil noch keine Einbußen verzeichnet Webhofer. Seine Säfte und Schnäpse sind gefragt wie eh und je: „Ich vermute aber, dass auch wir im Herbst leichte Anpassungen treffen müssen.“

Für LK-Präsident Josef Hechenberger geht es nun um Folgendes: „Oberstes Ziel muss sein, die Lebensmittelversorgung kurzfristig abzusichern sowie mittelfristig die Entwicklung neuer Technologien bzw. Antriebe mit erneuerbaren Treibstoffen zu forcieren.“

Umdenken und auf die eigenen Stärken vertrauen
Auch beim Thema Futter sind Betriebe unterschiedlich stark betroffen. Die LK sieht jedoch einen eindeutigen Vorteil für die Tiroler Landwirtschaft: „Durch die funktionierende Kreislaufwirtschaft ist man von internationalen Futtermittelpreisen oder auch bei Düngemitteln weniger abhängig.“ Ähnlich sieht es auch Jans: „Es wird wichtig sein, sich auf das zu besinnen, was wir können. Wir brauchen weniger Kraftfutter und sollten unsere Flächen intelligenter bewirtschaften. Dann muss man weniger zukaufen.“

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