„Einfach richtig“

Wie ein Bürgermeister 73 Waisenkinder rettete

Oberösterreich
29.03.2022 06:00

Ein Bürgermeister nahm 73 Waisenkinder aus der Ukraine auf. Im Interview mit Conny Bischofberger berichtet er, wie die Kinder aus dem Kriegsgebiet nach Österreich kamen.

„Krone“: Wie kommen Kinder aus dem Kriegsgebiet ausgerechnet nach Oberösterreich?
Ferdinand Aigner:
Über drei Stationen. GLOBAL 2000 hat sie aus dem Waisenhaus in Donezk evakuiert und nach Lemberg gebracht, wo auch bald Raketen einschlugen. Jemand kannte einen oberösterreichischen Gastronomen, der hat einen Rundruf gestartet. Ich habe dann den Besitzer des ehemaligen Sanatoriums angerufen. Für Kinder stellt er es zur Verfügung, hat der Herr Hochreiter gemeint.

War Ihnen nicht bang vor einer so großen Verantwortung?
Das ist mir erst später so richtig bewusst geworden. Das jüngste Kind ist erst sieben, und alle sind traumatisiert. Ich habe das aus dem Bauch entschieden. Es hat sich richtig angefühlt.

Was macht man mit 73 unbegleiteten Kindern und Jugendlichen?
Erst einmal schauen, dass es ihnen gut geht. Alles zu organisieren, war eine Mega-Herausforderung. In der Gemeinde hat sich sofort ein Team rund um Baronin Mayr-Melnhof gebildet, die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates ist. Am nächsten Morgen standen 70 Freiwillige mit Putzkübeln, Schrubbern und Staubsaugern vor der Tür der neuen Unterkunft, und am Abend war das Haus tipptopp geputzt. Unbegleitet stimmt übrigens nicht ganz: Die Kinder haben vier Betreuerinnen und eine Krankenschwester mitgebracht.

Das Foto oben strahlt viel Vertrautheit aus. Sprechen Sie schon Ukrainisch?
Nein, aber die Kinder haben angefangen, Deutsch zu lernen. Ich verständige mich über Körpersprache mit ihnen. Trotz allem, was sie durchmachen mussten, sind sie fröhlich. Und fast jedes Kind hat im Dorf schon eine Mama gefunden.

Gibt es auch Adoptionsangebote?
Ja, aber der ukrainische Staat möchte nicht, dass die Gruppe getrennt wird.

Was wünschen Sie Ihren Schützlingen?
Dass sie nach dem Krieg als glückliche Kinder in ihre Heimat zurückkehren.

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