„Krone“-Gastkommentar

(K)alter Krieg

Christian Baha ist Börsenexperte und gründete 1993 den ersten Börsen-Terminal Österreichs, der Daten in Echtzeit liefert. 1996 etablierte er den weltweit ersten Hedge-Fonds für Privatanleger. Baha verfolgte stets die Vision, Fonds für Vermögende auch kleineren Anlegern zugänglich zu machen.

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Ende 2021 veröffentlichte die Historikerin Mary E. Sarotte „Not One Inch“, ein Buch über das Ende des Kalten Krieges, in dem sie die Tage zwischen dem 6. und 25. Februar 1990 penibel protokolliert. Damals besiegelte der sowjetische Präsident Gorbatschow mit dem deutschen Kanzler Kohl die Wiedervereinigung Deutschlands. Am 10. Februar willigte Gorbatschow ein. Auch, weil tags zuvor US-Außenminister Baker in Moskau den Eindruck hinterlassen hat, dass ein geeintes Deutschland zwar Mitglied der NATO werden könne, das Militärbündnis des Westens sich jedoch „nicht ostwärts“ ausbreiten würde.

Nicht ostwärts. Offiziell verschriftlicht wurde es nicht. Auch nicht, dass Bush, Thatcher, Mitterrand und Genscher versicherten, Russlands Sicherheitsbedürfnisse zu beachten. 32 Jahre später rollen russische Panzer durch die Ukraine. Es herrscht Krieg. In Europa. Putin fühlt sich vom Westen verfolgt, die US-dominierte NATO hat sich weit in den Osten ausgedehnt. Die EU selbst war nicht fähig, eine eigene Sicherheitspolitik zu etablieren - und lässt sich aus den fernen USA (fern)steuern. Zu viele reden mit, zu wenige sind einig. Das rächt sich jetzt. Der Krieg trifft uns alle. Am wenigsten die USA.

Österreich kann, wie die Schweiz, seine Neutralität ausspielen: Vielleicht gelingt mit ganz viel Diplomatie-Geschick noch ein Gipfel auf neutralem Boden. Wenn nämlich China jetzt auch noch Taiwan überrollt, dann scheint alles möglich. Auch ein 3. Weltkrieg.

Christian Baha, Kronen Zeitung (Gastkommentar)